Was gibt es Neues?

Wie oft ist Waspo 98 bisher Meister geworden?

Diese Frage hätte Claus Bastian, der 2015 verstorbene Statistiker und Grand Seigneur des deutschen Wasserballsports, bestimmt geliebt: Wie oft ist der amtierende Titelträger Waspo 98 Hannover in seiner Vereinshistorie insgesamt deutscher Meister geworden? Dieses scheinbar nicht ganz so eindeutige Faktum gehörte vor den Feiertagen zu den 24 Fragen, die die Niedersachsen im Rahmen ihres Weihnachtskalenders gestellt hatten. Beim Fußball würde diese zum festen Bestandteil dortiger (Stammtisch-)Diskussionen gehören, doch im Lieblingssport der Deutschen hat es das vorliegende Wasserball-Szenario bisher nicht gegeben.

Die Besonderheit beim ältesten olympischen Mannschaftsspiel: Dort haben 2012 mit dem SV Wasserfreunde 98 und Waspo Hannover-Linden gleich zwei frühere deutsche Meister, die in den 1970er- und 1990er-Jahren sogar zeitweilig in der Bundesliga gegeneinander gespielt haben, zu einem neuen Verein fusioniert. Auch dieser neue Klub hat den Meistertitel gewonnen und damit national eine in den olympischen Ballsportarten einmalige Konstellation produziert. Die einzelnen Zahlen lauten aus Sicht des heutigen Klubs Waspo 98 dabei wie folgt:

(a) Die Wasserfreunde 98 sind zwischen 1921 und 1948 insgesamt achtmal deutscher Meister geworden (und haben dabei auch zwei der Spieler beim deutschen Olympiasieg 1928 in Amsterdam gestellt).
(b) Waspo Hannover-Linden avancierte 1993 (siehe Foto) als Sieger der 1970 eingeführten Bundesliga einmal zum nationalen Titelträger.
(c) Die Waspo 98 Hannover als Nachfolger beider Vereine sind 2018 und 2020 jeweils deutscher Meister geworden.

Für Verwirrung sorgt, dass in der (nicht offiziellen) Übersicht der deutschen Meister auf dem Webportal Wikipedia ist der SV Wasserfreunde 98 weiterhin als alleinstehender Verein mit acht Titeln aufgeführt wird, während Waspo 98 hier einzig den 1993er-Meistertitel von Waspo Hannover-Linden übernommen hat und daher mit drei Meisterschaften gelistet ist. Die Titelfrage einer Kombination zweier früherer Meister hätte bereits vor 2013 auf die Tagesordnung kommen können, allerdings konnte die von 2003 bis 2012 existierende und als SG W98/Waspo Hannover bekannte Startgemeinschaft beider Klubs für den Bereich Wasserball im Erwachsenenbereich keine nationalen Titel gewinnen.

Claus Bastian wird die Frage, wie dieser Sonderfall des deutschen Sports zu werten ist, posthum nicht mehr entscheiden können, hat allerdings in der von ihm bis zu seinem Ableben gepflegten Liste ein nicht unbedeutendes Detail unterschlagen: Die ersten vier Titel des SV Wasserfreunde 98 zwischen 1921 und 1927 hat ein erst 1919 gegründeter Verein namens SC Wasserfreunde errungen. Die vier Titel der Jahre 1936 bis 1938 und 1948 wurden dagegen erst nach einer Fusion mit dem SK Hannover-Linden 98 gewonnen, der auch die berühmte Jahreszahl in den Vereinsnamen miteinbrachte.

Ob Bastian sich dieses historischen Details bewusst gewesen ist, bleibt an dieser Stelle Spekulation, doch zumindest hat er auch hier einem fusionierten Klub die Titel eines einzelnen Vorläufers gutgeschrieben. Wird die Praxis der Titelübernahme fortgeführt, würde das den Waspo 98 auch von offizieller Seite insgesamt elf deutsche Meistertitel seit 1921 bescheren. Damit teilen sich die den Niedersachsen zusammen mit dem SC Rote Erde Hamm (elf Erfolge zwischen 1954 und 1975) den zweiten Platz in der ewigen Tabelle aller deutschen Wasserball-Meister seit 1912.