Was gibt es Neues?

Wasserballarena in Spandau, Traglufthalle in Esslingen

Zu den Achillesfersen des deutschen Schwimmsports zählen schon seit Jahren die Schwimmbäder: Zahlreiche Anlagen sind seit der Jahrtausendwende geschlossen worden, bei einer nicht minder großen Anzahl stehen in der nahen Zukunft unabdingbare Sanierungsmaßnahmen oder Neubauten auf dem Programm, die teilweise weniger sportfreundlich ausfallen. Doch zumindest an drei traditionsreichen Erstligastandorten des deutschen Wasserballs soll mit sportlichem und gesellschaftlichem Weitblick in die Zukunft investiert werden: Im Berliner Stadtteil Spandau nehmen die Planungen für eine reine Wasserballarena Gestalt an, und beim SSV Esslingen soll schon bald eine Traglufthalle über dem heimischen Vereinsfreibad auf der Neckarinsel für verbesserte sportliche Möglichkeiten sorgen und das Vereinsleben stimulieren. Hannover soll eine dritte 50-Meter-Halle bekommen. 

In der Bundeshauptstadt steht die aus den 1960er-Jahren stammende Schönberger Schwimmsporthalle, die nicht nur als Spielstätte des deutschen Rekordmeisters Wasserfreunde Spandau 04 fungiert,  sondern auch als das „Wohnzimmer“ des Berliner Wasserballs gilt, mit Beginn des neuen Jahrzehnts vor umfangreichen und wohl mehrjährigen Sanierungsmaßnahmen. Spätestens jetzt soll damit der Traum einer reinen Wasserballarena im Stadtteil Spandau Wirklichkeit werden, deren Sportbecken mit den Wasserballmaßen von 35 x 25 Metern sowie Tribünen von bis zu 1.000 Plätzen in Wettkampf wie auch Training beste Bedingungen für die Sportart bieten würde. Die Anlage soll jedoch nicht nur den Wasserballern der Wasserfreunde zur Verfügung gestellt werden, sondern auch für den Schul- und Schwimmunterricht genutzt werden, zumal in der weiterhin wachsenden Bundeshauptstadt und insbesondere im Stadtteil Spandau bereits jetzt Engpässe bei den Wasserzeiten unübersehbar sind.

Eine Anlage mit den Wasserballmaßen von 35 x 25 Metern existiert im Bundesgebiet derzeit bisher nur in Hamburg, diese allerdings ohne separate Tribünen. In Berlin erscheint die Unterstützung aus Sport und Politik nun so groß wie noch nie, doch die Macher des deutschen Rekordmeisters reagieren zurückhaltend, nachdem in den vergangenen drei Jahrzehnten auf wiederholte Absichtserklärungen keine Taten gefolgt waren: „Dass die Arena kommt, glaube ich erst, wenn ich durch die Türe gehe und ins Wasser springe“, gibt sich Spandaus Vereinspräsident Hagen Stamm kritisch. Der Senat rechnet damit, dass rund 20 Millionen Euro in die Anlage investiert werden müssen, die neben dem bestehenden Kombibad Spandau-Süd an der Gatower Straße entstehen soll. Nach Medienberichten werden zunächst zu Planungszwecken zwei Millionen Euro aus dem Sondervermögen Infrastruktur der Wachsenden Stadt und Nachhaltigkeitsfonds (SIWANA) zur Verfügung stehen.

Etwas weiter ist bereits der SSV Esslingen: Eine 65 x 30 Meter große Traglufthalle soll ab Herbst 2020 das in der Szene aus vielen Sommerveranstaltungen bestens bekannte Sportbecken im Vereinsfreibad auf der Neckarinsel überdachen. Die Macher rechnen mit etwa 220.000 Euro Betriebskosten pro Wintersaison sowie etwa 1,2 Millionen Euro für die Anschaffung der Hülle und notwendige bauliche Maßnahmen, wobei das Projekt auch unabhängig von sportlichen Ambitionen dringend geboten erscheint: So soll spätestens ab 2021 mit dem Merkelschen Hallenbad die heimische Schwimmhalle kernsaniert werden. Aktuell sind während der gut sieben Monate währenden Hallenzeit zwölf der 14 Wasserballmannschaften des SSVE in der bereits jetzt aus allen Nähten platzenden Anlage aktiv, und mit der Winteranlage auf dem Vereinsgelände möchte der 3.200 Mitglieder umfassende Klub zudem das Vereinsleben während der Wintermonate stimulieren.

Auf eine neue 50-Meter-Schwimmhalle dürfen auch die hannoverschen Schwimmvereine hoffen: Im Westen der Stadt wird das in die Jahre gekommene Fössebad mit seinem 25-Meter-Becken aus dem Jahre 1960 nicht nur restauriert, sondern in vergrößerter Form sogar komplett neu errichtet werden. Einziger Nachteil des aktuellen Planungsstandes: Trotz der sportfreundlichen Ausrichtung soll keine Tribüne gebaut werden, die überregionalen oder gar internationalen Ansprüchen genügt. Immerhin können die heimische Klubs aber auf weitere Wasserzeiten hoffen, was auch dem amtierenden deutschen Meister Waspo 98 Hannover helfen würde. Der auch in der Breite gut aufgestellte Verein vermeldet hier jenseits der Ligamannschaft schon seit langem massive Engpässe bei den Reserveteams und insbesondere auch den Nachwuchsmannschaften. 50-Meter-Hallenbecken gibt es in Hannover bereits im Stadionbad und im Sportleistungszentrum, allerdings stehen die Stadtteilbäder dem Sport nur noch eingeschränkt zur Verfügung. 

Zeit online: „Ein Volkssport schrumpft“