Was gibt es Neues?
Waspo 98 krönt sich zum Comeback-Meister
Der Rekordmeister wie auch die Geschichte wurden jeweils auswärts besiegt: Im fünften und entscheidenden Endspiel um die 103. deutsche Wasserballmeisterschaft seit 1912 setzte sich Waspo 98 Hannover mit 9:6 (3:1, 1:0, 1:3, 4:2) beim Titelverteidiger Wasserfreunde Spandau 04 durch und haben damit 23 Jahre nach der Einführung dieses Modus als erstes Team die Finalserie nach einem 0:2-Rückstand noch mit 3:2 zu ihren Gunsten entschieden. Für die Niedersachsen war es bereits der fünfte Meistertitel binnen sieben Jahren und der 14. insgesamt seit 1921.
Das mit Spannung erwartete fünfte Finalduell entpuppte sich über weite Phasen als Fortsetzung der zweiten Halbzeit in der Mittwochspartie, wobei beiden Teams mit Mark Tkac (Spandau/Augenverletzung im ersten Finalspiel) und Hrovje Benic (Hannover/Schulter-OP) erneut jeweils eine Stammkraft fehlte. So lief sich Spandau in der tief gestaffelten Zonenverteidigung der Gäste um Schlussmann Felix Benke auch diesmal regelrecht fest. Da zudem die Überzahlsituationen kaum Chancen produzierten und selbst ein Fünfmeterwurf ungenutzt blieb, stand bis zur Halbzeit (1:4 aus Wasserfreunde-Sicht) lediglich ein Tor zu Buche, und eine zwischenzeitliche Matchstrafe gegen Torjäger Denis Strelezkij für eine Schiedsrichtermissachtung (21.) tat ein Übriges. Die Gäste aus der Expo-Stadt haderten ebenfalls wiederholt mit ihrer Chancenverwertung, als Laszlo Spandau-Schlussmann Baksa wiederholt glänzend parierte, wirkten insgesamt aber präsenter und gefährlicher.
Die torarme Partie wäre vielleicht wirklich zu einem ungefährdeten Waspo98-Sieg dahingeplätschert, ehe beim Stande von 2:5 (24.) zwei Vier-Minuten-Strafen binnen 83 Sekunden für mehr Tore und einiges an Hektik sorgten. Zunächst erwischte es Hannovers Kristzof Takacs, so dass Spandau bis zur letzte Pause auf 4:5 herankam. Der Spandauer Vorteil war allerdings schon 45 Sekunden nach dem Wiederanpfiff passé, als es Wasserball-Akteur Tamas Sedlmayer ebenfalls mit einer Vier-Minuten-Strafe erwischte und Hannovers Andrija Basic mit dem fälligen Strafwurf auf 6:4 erhöhte. Die Hausherren kamen mit zwei Treffern in Folge zum 6:6 und dem einzigen Gleichstand der Partie (28.), doch danach wollte den Berlinern nichts mehr gelingen. Nikola Milardovic und Niclas Schipper mit seinem dritten Treffer des Tages warfen die Seehafer-Sieben umgehend mit dem 8:6 (29.) wieder in Führung.
Bereits in der vorletzten Spielminute konnte sich Waspo98-Trainer für das obligatorische Wasserbad bereitmachen, während Vereinspräsident Bernd Seidensticker in die Cafeteria flüchtete, ehe die große Jubelarie der Mannschaft und der mitgereisten Fans folgte. Beim Sieger trafen Niclas Schipper (3), Marko Macan, Nikola Milardovic, Luk Jäschke, Mark Ganzen, Andrija Bazic und Luka Lozina, der mit dem 9:6 den Titelgewinn perfekt machte. Die bereits am Mittwochabend nur fünfmal erfolgreichen Wasserfreunde mussten sich mit den sechs Treffern von Marin Tomasovic (2), Tamas Sedlmayer, Denis Strelezkj, Bilal Gbadamassi und Mateo Cuk begnügen.
„Der geilste Meister aller Zeiten“
„Der geilste Meister aller Zeiten“, freute sich Seidensticker hinterher und verschwieg seine eigene Rolle beim Titelgewinn von 1993 höflich: Dort waren die Niedersachsen sogar als Tabellenfünfter in die Play-offs gegangen und im Viertelfinale bei einem 1:5-Rückstand im zweiten Spiel gegen den SV Cannstatt bereits so gut wie ausgeschieden. Jetzt konnte die Mannschaft von Trainer Karsten Seehafer mit dem spektakulären Comeback sogar die fünfte Meisterschaft binnen sieben Jahren einfahren. Die Hausherren übten massive Kritik an der Schiedsrichterleistung, hatten es allerdings ihrerseits auch nicht geschafft, auf die Niederlage der Mittwochspartie eine spielerische Antwort zu finden.
Waspo 98 ist damit nicht nur das erste Team, dass in den Play-offs um die deutschen Meisterschaft eine „best of five“-Serie (eingeführt 2001) nach einem 0:2-Rückstand noch mit 3:2 gewinnen konnte, sondern auch im fünften Spiel auswärts deutscher Meister werden konnte – in allen anderen Fünferserien war am Ende jeweils der Gastgeber erfolgreich gewesen. Für Spandau verhagelten die drei Niederlagen der vergangenen sieben Tage die Saisonbilanz, nachdem es zuvor Supercup-Sieg, Pokaltitel und den Einzug in das Finalturnier des Euro Cups gegeben hatte. Die Berliner verpassten damit nicht nur den greifbar nahen 39. deutschen Meistertitel seit 1979, sondern müssen damit auch weiter auf das erste nationale Double aus Meisterschaft und Pokalsieg seit 2015 warten.
Das Waspo98-Comeback hat auch spürbare Auswirkungen auf die kommende Saison: Nach dem neuen Modus von 2023 geht der Meister zusammen mit elf weiteren Teams direkt in die am 8. Oktober startenden Gruppenphase der Champions League und steht damit automatisch unter den 16 besten Mannschaften Europas. Spandau muss dagegen in die bereits vom 13. bis 15. September anstehenden Qualifikationsturniere, auf denen lediglich vier weitere Hauptrundenplätze vergeben werden – vor Jahresfrist gingen diese jeweils nur an die dortigen Turniersieger.
Wasserball-Bundesliga 2023/2024
Finalserie („best of five“), 5. Spiel
Sonnabend, den 8. Juni (Spiel 5)
15:00 Wasserfreunde Spandau 04 – Waspo 98 Hannover 6:9 (1:3, 0:1, 3:1, 2:4) => Endstand: 3:2 (Aufzeichnung der Partie)
Finalserie („best of five“)
Mittwoch, den 29. Mai 2024 (Spiel 1)
18:30 Waspo 98 Hannover – Wasserfreunde Spandau 04 12:14 (1:1, 3:2, 3:5, 2:1/3:5) nach Fünfmeterwerfen => Stand der Serie: 0:1 (Aufzeichnung der Partie)
Sonnabend, den 1. Juni 2024 (Spiel 2)
16:00 Wasserfreunde Spandau 04 – Waspo 98 Hannover 15:13 (3:1, 5:3, 4:6, 3:3) => Stand der Serie: 2:0 (Aufzeichnung der Partie)
Sonntag, den 2. Juni 2024 (Spiel 3)
15:00 Wasserfreunde Spandau 04 – Waspo 98 Hannover 12:13 (4:4, 3:2, 2:3, 3:4) => Stand der Serie: 2:1 (Aufzeichnung der Partie)
Mittwoch, den 5. Juni (Spiel 4)
18:30 Waspo 98 Hannover – Wasserfreunde Spandau 04 7:5 (0:1, 3:3, 2:1, 2:0) => Stand der Serie: 2:2 (Aufzeichnung der Partie)
Sonnabend, den 8. Juni (Spiel 5)
15:00 Wasserfreunde Spandau 04 – Waspo 98 Hannover 6:9 (1:3, 0:1, 3:1, 2:4) => Endstand: 3:2 (Aufzeichnung der Partie)
=> Waspo 98 Hannover zum 14. Mal seit 1921 deutscher Meister