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Very british, oder: der bekannteste Wasserballer der Welt unter der Haube

Die TV-Kommentatoren mögen es verschwiegen haben, doch der bekannteste Wasserballspieler der Welt hat heute geheiratet: Während unter den britischen Royals Prinz Charles und dessen zweiter Sohn Harry vor allem als leidenschaftliche Polospieler auf dem Pferderücken bekannt geworden sind, hat Prinz William im Rahmen seines Werdegangs als Schüler und Student an verschiedenen Orten auch einige Zeit im Schwimmbecken beim „water polo“ verbracht und damit der seit langen Jahren im Vereinigten Königreich ansonsten kaum beachten Sportart zumindest etwas Medienresonanz verschafft hat.
 
Dass der Thronfolger „Nummer zwei“ im Lande des Olympiagastgebers dem Wasserballsport zugetan ist, ist zwar Zufall, jedoch auch nicht völlig vom Himmel gefallen: In britischen Schulen, vor allem den kurioserweise public schools genannten Privatschulen und Internaten, wie auch den Universitäten oder dem Militär genießen die Mannschaftssportarten wie die traditionellen Ballspiele aber auch Rudern als Teil der dortigen Erziehung bis heute einen deutlich größeren Stellenwert als in zahlreichen anderen Ländern. Dazu gehört neben den vermeintlich „urbritischen“ Sportarten wie Rugby oder Hockey traditionsbedingt auch Wasserball, was sich auch für Außenstehende immer wieder mal erkennen läßt: So wurde die Juniorinnen-Europameisterschaft 1998 in Millfield beispielsweise in der Schwimmhalle einer jener Schulen gespielt.
 
Die Vergleiche zwischen den britischen Universitäten mögen aus heutiger Sicht sportlich eher dürftig ausfallen, sind aber äußerst traditionsreich und anders als in Deutschland immer noch weit verbreitet: Bereits seit 1891 kommt es jährlich auch zu einem Duell der beiden Elite-Universitäten Oxford und Cambridge im Wasser. Schulen und Universitäten sogar dafür, daß es auf den britischen Inseln vermutlich sogar mehr weibliche Spieler als in Deutschland geben dürfte. William hatte diese Sportart während seiner Schulzeit in Eton gespielt und anscheinend auch lieben gelernt. So wurde er im Rahmen seines Studiums im schottischen St. Andrews nicht für die dortige Universitätsmannschaft, sondern  2004 sogar für die schottische Auswahl beim jährlichen Hochschulauswahlturnier der Celtic Nations mit Duellen gegen Irland und Wales nominiert. Erfahrungen im traditionellen britischen Sport hat auch Ehefrau Kate, seit heute Herzogin von Cambridge, diese allerdings im Hockey und Rudern.
 
Die Sportart Wasserball ist in Großbritannien trotz nahezu kaum vorhandener Präsenz in den traditionellen Medien also durchaus bekannt, allerdings konnte der Britische Schwimmverband dieses aufgrund archaischer Strukturen, fehlender finanzieller Mittel und mangelnder (bezahlbarer) Wasserflächen in vielen Kommunen diesen Vorteil international bisher kaum nutzen. Dieses hat sich in der jüngsten Vergangenheit etwas geändert, da inzwischen in eine ganze Reihe von Städten anders als noch in den 1990er oder gar 1980er Jahren inzwischen über moderne Sportbäder verfügen. Diese gilt seit 2000 auch für das zeitweilig in die wasserballerische Bedeutungslosikeit abgesunkene Manchester, in dem die britischen Frauenauswahl seit einigen Jahren zentral trainiert. Prinz William war übrigens 2009 Gast bei der damaligen B-Europameisterschaft der Frauen in der nordenglischen Metropole, die 1900 mit einem Klubteam den ersten Olympiasieger der Sportart gestellt hat.
 
Eine – wenngleich unbeabsichtigte – Anspielung auf die langjährige deutsche Wasserball-Hochburg Hannover wie auch die norddeutschen Wurzeln der Windsor-Dynastie brachte bei der heutigen Trauung in der Londoner Westminister Abbey übrigens die damit einhergehende Verleihung der Würde eines Herzogs von Cambridge an William und die bis dahin bürgerliche Kate Middleton: Der vormals bekannteste Inhaber des lange Jahre vakanten britischen Adelstitels war mit Prinz Adolph Friedrich von Cambridge (1774 – 1850) einer der Söhne König Georgs III. gewesen. Dieser amtierte von 1816 bis 1837 als Generalgouverneur bzw. Vizekönig im Dienste des britischen Monarchen im damaligen Königreich Hannover, das von 1714 bis 1837 in Personalunion mit der britischen Krone verbunden war.