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Denker und Lenker: Uwe Graells verstorben

Fehlen dem deutschen Wasserball der Gegenwart neben den Bädern auch die zielstrebigen „Macher“? Aus der jüngeren Historie der Sportart hat sich mit Dr. Uwe Graells viel zu früh ein bekannter Name verabschiedet, der in genau diese Kategorie fiel. Wie heute bekannt wurde, verstarb der frühere Sportorganisator und Teammanager der deutschen Nationalmannschaft am gestrigen Mittwoch nach langer, schwerer Krankheit im Alter von nur 56 Jahren.

Der gebürtige Hildesheimer gehörte nicht nur lokal, sondern gut ein Jahrzehnt lang auch national zu den heute vielerorts so schmerzlich vermissten „Machern“ der Sportart. „Er hat viel für den deutschen Wasserball getan und war für mich ein langjähriger Weggefährte in meiner Zeit als Vorsitzender der Sparte Wasserball“, fand der langjährige DSV-Fachwart Ewald Voigt-Rademacher (Dielheim) für dessen Engagement mehr als nur lobende Worte.

Graells wuchs in Hildesheim direkt gegenüber dem traditionsreichen Freibad Johanniswiese auf und kam beim heimischen SC Hellas-99 frühzeitig mit der Sportart Wasserball in Berührung. Zu sportlichen Aktivitäten gesellte sich bald auch ein Engagement am Beckenrand: Nach ersten Aktivitäten beim Hellas führte er als Spielertrainer Ende der 1980er-Jahre während seiner Studienzeit den ASC Göttingen erstmals in die damals zweitklassige Regionalliga Nord. Nach der Rückkehr an die Innerste wurde er 1992 als Trainer mit der A-Jugend des SC Hellas-99 Hildesheim deutscher Meister und kurz darauf einer der Architekten des zweiten Hildesheimer Bundesligaaufstiegs im Jahre 1995.

Zu den „Machern“ zählte Graells auch in dem 1995 ins Leben gerufenen gegründeten Ligaausschuss Wasserball im DSV als Interessenvertretung der Bundesliga-Vereine und der 1997 daraus resultierenden Deutschen Wasserball-Liga (DWL): Hier amtierte er im Bemühen um eine organisatorische Aufwertung der Sportart in Anlehnung an die großen Mannschaftssportarten unter anderem von 1998 bis 2002 als engagierter Vorsitzender. In der Folge war der Niedersachse in einer Findungsphase zudem als Teammanager der Männer-Nationalmannschaft tätig, als der DSV-Auswahl in Rio de Janeiro (Brasilien) die überraschende Qualifikation für die Olympischen Spiele 2004 in Athen (Griechenland) gelang.

Familiäre Verbindungen nach Spanien erleichterten einen ungewöhnlichen Forschungsbeitrag: Mit seiner 1999 an der Universität Göttingen eingereichten Dissertation „Das Überzahlverhalten der Ländermannschaften im modernen Wasserballspiel: eine Analyse des Wasserballturniers der Olympischen Spiele 1992 in Barcelona mit Hilfe einer sportartspezifischen Methode der systematischen Wettkampfbeobachtung“ zeigte er parallel zu den beruflichen Ambitionen, dass sich mit Themen aus der Sportart Wasserball ebenso höchste akademische Grade erlangen lassen.

In den nachfolgenden Jahren widmete sich Graells dem beruflichen Fortkommen, wo er als Journalist in führende Positionen aufsteigen konnte und in einem der dortigen Nachrufe als „Denker, Lenker und Freund“ beschrieben wurde: Von 2000 bis 2013 war er im niedersächsischen Stadthagen Chefredakteur der Schaumburger Nachrichten und von 2008 bis 2013 auch deren Geschäftsführer. Diese Positionen bekleidete er nachfolgend von 2014 bzw. 2013 an auch beim Göttinger Tageblatt. 2017 war Graells noch einmal bei der Bundesligatagung im heimischen Göttingen zu Gast gewesen.