Was gibt es Neues?

Unentschieden in der „Festung“

Es roch nach „der“ Sensation des diesjährigen Champions League-Wettbewerbs, doch nach einem denkwürdigen Schlussviertel musste der deutsche Vertreter Waspo 98 Hannover trotz einer 10:6-Führung doch noch mit einem nicht minder spektakulären 15:15 (3:4, 4:2, 3:0, 5:9)-Unentschieden beim amtierenden Titelverteidiger Jug Dubrovnik (Kroatien) zufrieden sein. In einer denkwürdingen Partie mit ingesamt 27 (!) Persönlichen Fehlern trafen Aleksandar Radovic (5/1), Darko Brguljan (4), Erik Bukowski (3), Jorn Winkelhorst, Luka Sekulic und Ante Corusic für den DSV-Vertreter, der die Hinrunde mit gleich drei (!) Unentschieden und zwei Niederlagen abschloss.

Die Spiele der Sommerliga im Hafenbecken vom Dubrovnik werden teilweise von den mittelalterlichen Festungsmauern verfolgt doch auch beim Gastspiel im mittlerweile überdachten Gruz-Schwimmbad ist das Szenario beinahe festungsartig: Hohe Tribünen und eine Anzeigetafel umgeben den Beckenrand auf allem vier Seiten, und ein Punktgewinn der Gastmannschaften zählte in der jüngsten Vergangenheit zu den Raritäten. Auch der DSV-Vertreter sollte in dieser bisher schon recht ereignisreichen Saison an einen denkwürdigen Abend wieder einige Festungsmauern überwinden.

Nach dem ansprechendem Auftritt drei Wochen zuvor im ungarischen Eger legte die Mannschaft von Trainer Karsten Seehafer spielerisch noch einmal zu: Zwar ging Favorit Dubrovnik im zweiten Abschnitt mit 5:3 und dann noch 6:4 (12.) in Führung, doch folgte danach ein 6:0-Lauf der Gäste. Gegen eine stark stehende Waspo98-Abwehr um einen überragenden Schlussmann Roger Kong wollte den Kroaten in dieser Phase absolut nichts gelingen. Nach einem Konter von Luka Sekulic erhöhte die Niedersachsen mit dem letzten eigenen Angriff des dritten Spielviertels gar auf 10:6.

Vermutlich hätte der Vorsprung in jeder anderen Partie zum Sieg gereicht, doch es folgte ein denkwürdiges Schlussviertel mit gleich 14 (!) Toren und einer Flut von Wasserverweisen. In den letzten sieben Minuten befanden sich beide Abwehrreihen bei kaum mehr einem Angriff mit voller Spielerzahl in der Verteidigung, wobei die Gäste im Gegensatz zum Titelverteidiger sogar auf eine Pressdeckung verzichtet hatten. Zudem schien jetzt jeder Schuss ein Treffer zu sein: Auch Hannovers Kanoniere schienen gegen den amtierenden Meister der post-jugoslawischen Adria-Liga trotz der Pressdeckung weiterhin nach Belieben zu treffen, allerdings leisteten sich die Niedersachsen neben dem verlorenen Anschwimmen (nebst sofortigem Gegentreffer) aufgrund von Stürmerfouls zwei Angriffe ohne Anschluss.

Dubrovnik kam somit kurz nach dem Anbruch der vorletzten Spielminute beim Stande von 14:14 zum kaum mehr für möglich gehalten Gleichstand, und den Kroaten gelang dieses Kunststück 41 Sekunden vor dem Ende beim 15:15 ein weiteres Mal. Zwischendurch konnte der DSV-Vertreter mit einer spektakulären Überzahl durch Darko Brguljan die erneute Führung erzielen, allerdings hatten die Niedersachsen beim letzten eigenen Angriff der Partie dann Pech: Anstelle eines möglichen Wasserverweises zugunsten von Waspo98-Center Ante Corusic (der dann völlig freigestanden hätte) gaben die Schiedsrichter der 30-Sekunden-Sirene den Vorrang.

„Wir wollten ein Ausrufzeichen, wir haben es gesetzt, und mit einem bisschen mehr Glück im letzten Viertel wäre es eine noch größere Sensation gewesen“, äußerte sich Trainer Karsten Seehafer direkt nach dem Spielende, der zahlreiche Glückwünsche aus der Heimat erhielt. Er wertete die Partie als einen weiteren Meilenstein nach dem Hauptrundeneinzug: „Spätestens jetzt unterschätzt uns auf der internationalen Bühne keiner mehr.“ Der Rückkampf zwischen beiden Teams steigt bereits am 18. Februar, dieses dann sogar an einem Sonnabendtermin, zum Rückrundenauftakt im dann wieder komplett renovierten Stadionbad.

Der am Ende knapp entglittene Sieg bleibt aus Sicht der Gäste tabellarisch allerdings ärgerlich: Die als einer von vier Qualifikanten in die Gruppenphase eingezogenen Niedersachsen schlossen damit die Hinserie in der Gruppe B mit nunmehr drei (!) Unentschieden und zwei Niederlagen ab. Bei einem „Dreier“ in der „Festung“ wäre Waspo 98 mit dann fünf Punkten auf Rang vier der Tabelle vorgerückt und hätte beim Kampf um Rang drei und den Endrundenzug die drei Mitkontrahenten zudem dann vollends im Direktvergleich herausfordern können.

 

Champions League 2016/2017

Hauptrundengruppe B, 5. Spieltag in Dubrovnik (Kroatien)

Jug Dubrovnik (CRO) – Waspo 98 Hannover (GER) 15:15 (4:3, 2:4, 0:3, 9:5)

Hannover: Roger Kong – Ante Corusic 1, Erik Bukowski 3, Marin Ban, Darko Brguljan 4, Aleksandar Radovic 5/1, Predrag Jokic, Jorn Winkelhorst 1, Luka Sekulic 1, Pere Estrany, Marek Tkac, Lukas Taplick und Luka Sukic. Trainer: Karsten Seehafer

Persönliche Fehler: 13/14

 

Resultate 5. Spieltag

Gruppe A

Olympiakos Piräus (GRE) – OSC Budapest (HUN) 7:4
Szolnoki VSC (HUN) – Wasserfreunde Spandau 04 (GER) 12:7
Olympic Nizza Natation (FRA) – AN Brescia (ITA) 9:12

Punktestand: 1. Piräus 13 Punkte, 2. Szolnok 13, 3. Budapest 7, 4. Brescia 7, 5. Spandau 3, 6. Nizza 0

 

Gruppe B

Partizan Belgrad (SRB) – Pro Recco (ITA) 5:17
Jug Dubrovnik (CRO) – Waspo 98 Hannover (GER) 15:15
Atletic Barceloneta (ESP) – ZF Eger (HUN) 10:6

Punktestand: 1. Recco 15, 2. Barceloneta 8, 3. Dubrovnik 8, 4. Eger 6, 5. Hannover 3, 6. Belgrad 1