Nationalmannschaft

Was gibt es Neues?

Sportpolitisches Novum: Israel erstmals WM-Gastgeber

Internationale Auftritte israelischer Sportler sind auch mehr als 70 Jahre nach der Staatsgründung weiterhin nicht in der Normalität angekommen: Für negative Schlagzeilen sorgten zuletzt das Nichtantreten eines iranischen Judoka bei den Olympiaentscheidungen in Tokio gegen seinen israelischen Kontrahenten wie auch ein antisemitischer Vorfall in Berlin beim Europapokalspiel des Fußball-Bundesligisten Union Berlin gegen Maccabi Haifa. Erstaunlich wenig mediale Beachtung fand erst diese Woche sogar ein Aufruf des iranischen Revolutionsführers Ali Khamenei an die gesamte Sportwelt zu einem Israel-Boykott, doch parallel dazu gibt es auch ein Novum: Mit der am Sonntag in Netanya startenden Weltmeisterschaft der U20-Juniorinnen im Wasserball sind Israels Sportler erstmals Ausrichter eines Weltkampfes in einer der olympischen Mannschaftssportarten.

Angesichts zahlreicher Boykotte und verweigerter Visa aber auch aus schlichten Sicherheitserwägungen hat sich Israels Sport schon seit Jahrzehnten großflächig nach Europa orientiert: So ist der Nationalstaat des jüdischen Volkes auch beim Schwimmen und Wasserball nicht Mitglied des asiatischen Kontinentalverbandes, sondern hat Aufnahme in dem europäischen Dachverband LEN gefunden. Im Schwimmbecken war Israel sogar schon 1996 – ebenfalls in Netanya – Ausrichter der U19-EM im Frauenwasserball und 2015 der Kurzbahn-Europameisterschaften im Schwimmen gewesen.

Bei weltweit populären Sportarten wie Judo sieht sich Israel immer noch einem heftigen politischen Gegenwind ausgesetzt, doch zumindest im Schwimmbecken konnte bereits einiges erreicht werden: So gilt die Hafenstadt Eilat am Golf von Akaba als eine Hochburg des Freiwasserschwimmens und hat neben mehreren Weltcup-Rennen auch 2018 die Weltmeisterschaft in dieser Teildisziplin beherbergt. Jetzt hat der Weltschwimmverband FINA mit der Vergabe der Wasserball-Titelkämpfe des weiblichen Nachwuchses nach Netanya erstmals auch eine Weltmeisterschaft in einer olympischen Mannschaftssportart folgen lassen. Ursprünglich sollte im Wingate-Sportinstitut der Küstenstadt die U18-WM des Jahres 2020 stattfinden, doch nach der coronabedingten Totalabsage kommt die Israel Water Polo Association nun in den Genuss der jetzt anstehenden U20-Titelkämpfe.

Der lange Jahre alles andere alle als erfolgsverwöhnte israelische Sport hatte jüngst bei den Olympischen Spielen von Tokio sogar Goldmedaillen im Turnen und in der Rhythmischen Sportgymnastik verzeichnet, doch auch beim Frauenwasserball gab es zuletzt erhebliche Fortschritte zu vermelden: So war das Team mit dem Davidstern 2018 in Barcelona wie auch 2020 in Budapest jeweils für das Zwölferfeld der Europameisterschaften qualifiziert gewesen. An der Donau setzte es dabei für die Vertretung des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) in der Vorrunde sogar eine deftige 3:10-Niederlage, so dass diese in der Abschlusstabelle als Elfter sogar zwei Ränge hinter dem Team aus dem Nahen Osten lag.

Bei der am Sonntag startenden U20-WM ist Deutschland trotz der jüngsten Resultate dank eines Nachrückerplatzes dennoch vertreten. Die DSV-Auswahl geht aus perspektivischen Gründen allerdings überwiegend mit Aktiven jüngerer Jahrgänge an den Start und gilt in der Vorrundengruppe A beim Duell mit Griechenland, Italien und der Slowakei als Außenseiter, wobei die Slowakinnen morgen von 9:30 Uhr erster Kontrahent sind. Sicherheit wird bei dem 16-Nationen-Turnier großgeschrieben, allerdings ist dieses weniger Sicherheitsüberlegungen geschuldet; angesichts der weltweit anhaltenden Corona-Pandemie gehen alle Teams für den Zeitraum der Veranstaltung weiterhin in einem Hotel in eine „Blase“.

Foto: deepbluemedia