Was gibt es Neues?

Sperrenflut kostet Cannstatt Überraschung

Der SV Cannstatt bleibt ohne Fortune. Gegen den Tabellenzweiten SC Wedding schafften die Schwaben zwar im Untertürkheimer Inselbad ein 6:6 (3:1; 2:1; 1:2; 0:3), brachten sich aber durch eigene Fehler um den Erfolg. Der SVC rutschte auf Platz sieben ab, da Konkurrent SC Neustadt parallel dazu Tabellenschlusslicht Fulda deutlich bezwingen und dank der besseren Torverdifferenz an den Cannstattern vorbeiziehen konnte.

So stark wie in den ersten beiden Spielvierteln hatten die Beobachter den SV Cannstatt in dieser Saison noch nicht gesehen. Der SVC startete furios, die favorisierten Berliner waren abgemeldet. Der Gastgeber dominierte das Spiel und stand in Unterzahl souverän. In der zweiten Spielhälfte verlor der SVC aber zunehmend den Faden. Dabei konnten die Cannstatter nach dem Seitenwechsel sogar noch auf 6:1 erhöhen, doch dann ließen sie sich völlig unnötigerweise aus dem Konzept bringen. Zwar zeigten in dieser Phase die beiden Unparteiischen mit mehreren unglücklichen Entscheidungen auch nicht ihre Stärke, aber angesichts der deutlichen Cannstatter Führung, hätten dich Schwaben mit ruhigem Kopf einfach die Partie zu Ende spielen sollen.

Auch die beiden Matchstrafen gegen Jakob Zühl (Meckern) und Simon Berce (Spritzen) hätten das Spiel noch nicht völlig kippen lassen. Zeigten aber schon, dass die Cannstatter nicht mehr die Ruhe weg hatten. Da aber SVC-Torhüter Florian Pirzer einen Glanztag erwischt hatte, hielt er allein noch den SVC in der Spur. Pirzer hielt zunächst den von SVC-Kapitän Marvin Thran verursachten 5m-Strafwurf, der dem Aufreger von Simon Berce vorausgegangen war.

Danach der Tiefpunkt aus Cannstatter Sicht: Miro Tadin ließ sich zu einem bösen Foul an Weddings Torhüter Pawel Lis hinreisen. Doch auch der folgende Fünfmeterstrafwurf, der der vierminütigen Unterzahl vorausging, wurde Beute des 34-jährigen, der mit seiner Leistung zu Recht zum „Spieler des Tages“ gewählt wurde. Auch mit einem Mann weniger im Feld konnten die Cannstatter zunächst noch die Angriffe der Weddinger abwehren, zumal das reguläre Unterzahlspiel beim SVC schon die ganze Saison auf der Haben-Seite verbucht werden kann. Erst nach zweieinhalb Minuten gelang Wedding der erste Treffer. Durch spieltaktische Fehler der Cannstatter kamen die Berliner jedoch in den letzten 90 Sekunden sogar noch zum Ausgleich.

SVC-Coach Jovan Radojevic konnte es kaum fassen: „Ich weiß nicht was passiert ist. Wir waren so souverän und lassen uns dann aus dem Konzept bringen. Ich habe in jeder Pause gesagt, dass wir nur ruhig die Zeit runterspielen müssen.“ Aber genau daran haben sich seine Spieler nicht gehalten. „Die Mannschaft war nicht ausreichend diszipliniert und ist nicht ruhig geblieben“, erklärte Radojevic. Wedding-Trainer Sören Mackeben wusste nach dem Abpfiff nicht so recht was er von dem Spiel halten sollte: „Wir waren heute ziemlich schlecht, am Schluss muss man aber sagen, dass wir dem SVC letztlich einen Punkt geschenkt haben“, erklärte der Alt-Internationale.

Dass mit Jakob Zühl und Simon Berce ausgerechnet zwei routinierte Spieler zuerst die Fassung verloren, lässt darauf schließen, dass beim SVC die Nerven angesichts des bislang nicht befriedigenden Saisonverlaufs blank liegen. Aber gerade dann ist Ruhe angesagt, zumal in den letzten Spielen ein Aufwärtstrend erkennbar war. „Wir sind selber unser größter Feind“, stellte Radojevic fest. Dabei ist er sich mit Wasserballwart Frieder Class einig: „Wir haben uns wieder selber bezwungen“, erklärte Class kopfschüttelnd.

Doch das dicke Ende kommt für die Cannstatter noch. Während Jakob Zühl und Simon Berce mit einem Spiel Sperre rechnen müssen, dürfte die Sperre für Tadin höher ausfallen. Aber insgesamt kommen die Sperren für den SVC zur Unzeit. Ausgerechnet vor dem enorm wichtigen Spiel beim direkten Konkurrenten SV Weiden fehlen dem SVC drei Stammspieler. Die Hoffnungen auf einen Befreiungsschlag erhielten damit einen erheblichen Dämpfer. (Text: Uwe Umbach)