Was gibt es Neues?

„Schwimmhallen müssten wie Schulen behandelt werden“

Nach dem Corona-Gipfel von Bundeskanzlerin und den Ministerpräsidenten der Länder wird der Lockdown nach Beschluss vom Mittwoch bis 28. März verlängert, erstmals wurden nun aber einzelne Öffnungsschritte für den Sport genannt. „Wie viele Menschen freue ich mich, dass es nun endlich einen konkreten Plan gibt, an dem man sich orientieren kann. Ich bin jedoch mehr als enttäuscht, dass für unseren Wassersport nicht mehr zugelassen wird. Wir stehen seit langem bereit, verantwortungsvoll ein Teil der Lösung zu werden, aber man gibt uns nicht die Chance dazu. In Hinblick auf die Schwimmausbildung unserer Kinder finde ich das geradezu verantwortungslos“, sagt Marco Troll, Präsident des Deutschen Schwimm-Verbandes.

Die beschlossenen Lockerungsschritte für den Sport sehen wie folgt aus: Bei stabiler Sieben-Tage-Inzidenz von unter 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner ist ab 8. März kontaktfreier Sport von maximal zehn Menschen an der frischen Luft zugelassen – bei Inzidenz zwischen 50 und 100 allerdings nur fünf Menschen aus maximal zwei Haushalten. Im Altersbereich unter 14 Jahren sind Gruppengrößen bis zu 20 erlaubt. Laut den Angaben des RKI wäre ersteres aktuell nur in Rheinland-Pfalz möglich, zweites in allen anderen Bundesländern außer Thüringen.

Für den hiesigen Schwimmsport zielführender würde aber wohl erst die nächste Stufe: Ab 22. März wäre dann bei einer Sieben-Tage-Inzidenz, die sich 14 Tage lang nicht verschlechtert hat und stabil unter 50 Neuinfektionen liegt, dann wieder kontaktfreier Sport drinnen und sogar Kontaktsport draußen erlaubt. Bei einer Inzidenz an drei aufeinander folgenden Tagen bei mehr als 50 oder stabil bzw. sinkend unter 100 Neuinfektionen wäre ein tagesaktueller Covid-19-Test nötig, wenn sich mehrere Haushalte zum kontaktfreien Sport drinnen oder Kontaktsport draußen treffen wollen. Das könnte bei günstigem Pandemieverlauf also das erste Szenario für die Öffnung von Schwimmhallen werden.

Frühestens ab 5. April ist dann auch Kontaktsport (z. B. Wasserball) drinnen erlaubt, wenn sich die Sieben-Tage-Inzidenz 14 Tage lang nicht verschlechtert hat und die Inzidenz stabil unter 50 Neuinfektionen liegt. Liegt die Inzidenz an drei aufeinander folgenden Tagen bei mehr als 50 oder gibt es eine stabile bzw. sinkende Inzidenz unter 100 Neuinfektionen, wäre kontaktfreier Sport dann auch drinnen erlaubt und Kontaktsport draußen ohne Testzwang.

 

Frühere Öffnung der Freibäder und Verlängerung der Nutzungszeiten gefordert

„Natürlich hängt viel vom weiteren Pandemieverlauf und der Ausbreitung der Mutanten ab. Und es ist zweifellos auch richtig, bei den Öffnungen schrittweise vorzugehen und vorsichtig zu bleiben“, sagt Troll. „Warum Blumenmärkte aber vor Schwimmhallen öffnen dürfen, erschließt sich mir absolut nicht. Meiner Meinung nach müssten Schwimmhallen wie Schulen behandelt werden und unter Einhaltung von Hygienekonzepten sofort geöffnet werden. Schon vor dem letzten Gipfeltreffen haben wir von Seiten der Politik ein Bekenntnis zum Kulturgut Schwimmen gefordert, die Unterstützung von Vereinen und vor allem das Vertrauen in den organisierten Sport. Die jetzigen Öffnungsschritte spiegeln meiner Meinung nach keinen dieser Punkte wider. Und anders als im Einzelhandel geht es bei uns nicht um Umsatz, sondern um Leben und Gesundheit“, so Troll.

Nicht nur für die Schwimmausbildung der Kleinsten, auch für den Re-Start des Vereins- und Breitensports wünscht sich Troll mehr Rückendeckung durch die Regierung. „Es braucht endlich ein klares Bekenntnis zum Kulturgut Schwimmen auf allen politischen Ebenen. Auch wenn Kommunen jetzt wegen Corona unter erheblichen Steuerausfällen leiden, darf es deswegen nicht zu Sparmaßnahmen beim Bäderbetrieb kommen. Im Gegenteil, ich würde mir wünschen, dass die Verantwortlichen sich sogar ganz bewusst für eine vorzeitige Öffnung im April und im Herbst dann auch eine spätere Schließung ihrer Freibäder entscheiden. Und für eine maximale Verlängerung der Nutzungszeiten in den Hallen, sobald diese wieder öffnen dürfen. Sonst können wir den durch Corona entstandenen Ausbildungsstau nicht aufarbeiten“, sagte Troll. Auch sonst müsse man epidemiologisch vertretbare Lösungen viel konsequenter nutzen. Troll: „Die Menschen brauchen nach ihren Sport und die Bewegung einfach, körperlich und seelisch.“ Und zwar auch, wenn die Infektionszahlen – wie von einigen Experten bereits berechnet – wieder steigen sollten. (PM DSV)