Was gibt es Neues?

Schwieriges Los in schwierigen Zeiten

Die Gefühlslage der Potsdam Orcas ist derzeit sehr gemischt: Kurz vor dem am Freitag anstehenden Start in den Euro-Cup im italienischen Savona schwanken Spieler und Verantwortliche des Bundesligadritten OSC Potsdam zwischen der Freude, sich mal wieder im Wettkampf messen zu dürfen, und der Unsicherheit, die die Zeiten der Corona-Pandemie schlichtweg mit sich bringen.

„Derzeit stehen alle Zeichen auf grün“, sagt André Laube, sportlicher Leiter der Wasserballer im OSC Potsdam. „Es gibt keine Signale, dass einer der Kontrahenten wegen eventueller Corona-Fälle im Team oder Reiseproblemen nicht antreten kann. Wir gehen davon aus, dass das Viererturnier wie geplant durchgeführt wird.“ Neben den Potsdam Orcas werden sich in diesem Qualifikationsturnier Gastgeber RN Savona, das serbische Spitzenteam des KVK Radnicki aus Kragujevac und die Spanier von CE Mediterrani aus Barcelona um die ersten beiden Gruppenplätze streiten. Parallel steigen sieben weitere Turniere, um die 16 Teams für das Euro-Cup-Achtelfinale zu ermitteln.

Die sportlichen Vorzeichen sind für den OSC Potsdam alles andere als optimal. Während in Europa die meisten Top-Ligen der Sportart den Spielbetrieb fortgesetzt haben, ist dieser in Deutschland bis auf weiteres ausgesetzt worden. „Ein Wiederbeginn ist vor März kaum zu erwarten“, beschreibt Laube die Situation. „Aus der Perspektive, die Spieler möglichst keinem vermeidbaren Risiko auszusetzen, ist das sicher richtig; aus leistungssportlicher Sicht ist das natürlich furchtbar.“

Sieben Bundesliga-Partien hätten die Orcas eigentlich seit dem 31. Oktober bis zu diesem Euro-Cup-Wochenende bestreiten sollen; nicht eine kam zur Austragung. Ebenso war das sonst nahezu alltägliche Sparring mit den Berliner Vereinen Wasserfreunde Spandau 04 und SG Neukölln nicht mehr möglich. „Seit der Endrunde um den deutschen Pokal Ende September hatten wir kein Spiel mehr unter Wettkampfbedingungen“, so Potsdams Trainer Alexander Tchigir. „Da können wir so viel wie wir wollen trainieren, das Match ist nicht ersetzbar, um in einen Rhythmus zu kommen.“

Nicht nur diese unzureichende Vorbereitung lassen den ersten internationalen Erfolg der Vereinsgeschichte in weite Ferne rücken. Auch die Zusammensetzung der Gruppe E hat es in sich. Klarer Favorit ist Kragujevac, gegen den die Orcas am Sonnabend (16:30 Uhr) ran müssen. Die serbische Mannschaft unterlag im November erst im Finale der Champions League-Qualifikation mit 9:13 dem italienischen Team des AN Brescia und verpasste somit den Sprung in die Hauptrunde der europäischen Königsklasse. Nun gehört Radnicki sicher zum Favoritenkreis in der Titelvergabe des Euro-Cups, den sie bereits 2013 gewinnen konnten.

Ebenso schwierig dürfte sich der Auftakt ins Turnier gegen Gastgeber Savona am Freitag (18:30 Uhr) gestalten. Der dreifache Euro-Cup-Sieger (2005, 2011, 2012) hat sich namhaft verstärkt und schickt sich nun an, an diese Erfolge anzuknüpfen. Zumindest kleine Chancen rechnet sich das Potsdamer Team für das Match am Sonntag (9:30 Uhr) aus, in dem die Orcas auf CE Mediterrani aus dem europäischen Wasserball-Mekka Barcelona treffen.

„Ja, das Losglück war uns wieder nicht so hold“, sagt Andreas Ehrl, Wasserball-Chef im OSC und Hauptsponsor. „Wir schauen etwas neidvoll auf die Gruppe von Ludwigsburg.“ Der zweite deutsche Vertreter, der als Sechster der Bundesliga nach dem Verzicht des ASC Duisburg und der White Sharks Hannover in den Euro-Cup nachrückte, spielt an der französischen Mittelmeerküste in Aix-en-Provence. Dem griechischen Hauptstadtklub Vouliagmeni NC werden die Süddeutschen nicht gewachsen sein. Gegen Gastgeber Pays d’Aix Natation und dem Schweizer Vertreter Carouge Natation rechnen sich die Schwaben aber durchaus Chancen aus und könnten als Gruppen-Zweiter ins Achtelfinale einziehen.