Was gibt es Neues?

Rückkehr eines Klassikers

Titelverteidiger gegen Pokalsieger oder Wasserfreunde Spandau 04 gegen Waspo 98 Hannover: Die Fans der Sportart sind gespannt wie selten zuvor auf die Finalserie der 96. deutschen Wasserball-Meisterschaften seit 1912. Am morgigen Sonnabend steigt in Hannover das erste Duell einer „best of five“-Serie zwischen dem Titelverteidiger aus Berlin, der zum 24. Mal (!) in Folge im Finale steht und seit 1979 gleich 35 von 38 ausgespielten Titeln gewonnen hat, und den ambitionierten Niedersachsen, die nicht nur erstmals seit 2002 wieder im Final stehen, sondern einen Wachwechsel an der Spitze des deutschen Vereinswasserballs erzwingen wollen. Das Anschwimmen des ersten von bis zu fünf möglichen Duellen zwischen den beiden deutschen Vertretern in der Hauptrunde der diesjährigen Champions League steigt wie gewohnt um 16 Uhr im Stadionbad.

Zuletzt hieß die Finalserie der deutschen Meisterschaft zehnmal in Folge Spandau 04 gegen ASC Duisburg, doch auch das Duell Spandau gegen Hannover bietet reichlich Wasserball-Historie: Beide Teams standen sich zwischen 1991 und 2002 bereits fünfmal im Finale einer deutschen Meisterschaft gegenüber, und alle fünf Endspielserien gingen jeweils an Spandau. Allerdings: Bei seinem Titelgewinn von 1993 kegelte Waspo98-Vorgänger Waspo Hannover-Linden die Berliner nach zuvor 14 Meisterschaften in Folge (bis heute Rekord unter den olympischen Sportarten in Deutschland) schon im Halbfinale trotz des nominellen Auswärtsnachteils mit 2:0 Siegen aus dem Rennen. Gleich dreimal in Folge standen sich beide Teams zur Jahrtausendwende im Meisterschaftsfinale gegenüber: 2000 holte sich Spandau mit zwei Siegen den Titel, 2001 und 2002 siegte die Mannschaft von Trainer Peter Röhle gegen von Bernd Seidensticker betreuten Niedersachsen mit 3:2 Erfolgen jeweils durch ein 9:8 im entscheidenden fünften Match – nach vielen glatten Siegen beider Teams in den Rundenspielen hoffen die Fans jetzt auf eine Finalserie ähnlichen Kalibers.

Die DWL-Hauptrunde haben die Rivalen punktgleich abgeschlossen – Hannover gewann Mitte November 2016 mit 13:11 in Berlin, Spandau revanchierte sich Ende Februar bei Waspo mit einem 11:9-Auswärtssieg und holte sich mit der besseren Tordifferenz als Hauptrundenerster den Heimbonus für die Play-offs. Zwischenzeitlich hatte Waspo 98 die Berliner allerdings bei der Pokalendrunde in Düsseldorf mit 9:4 regelrecht aus dem Becken gefegt und damit den ersten Saisontitel eingefahren. Damit fiel für die Niedersachsen die bisherige Saisonbilanz positiver aus als die der Berliner: Mit dem Pokalgewinn und dem Erreichen der Hauptrunde der Champions League nach strapaziösen Qualifikationsrunden haben diese zwei ihrer drei großen Ziele erreicht. Spandau könnten dagegen zum dritten Mal nach 1993 und 2013 beide Titel entgleiten, nachdem der Pokalsieg bereits abgeschrieben werden musste.

Vielleicht haben die Spieler des Rekordmeisters im anstehenden Finalduell gegen spielstarken Herausforderer diesen Nackenschlag gebraucht: „Totgesagte leben länger. Danach konnte man national und auch international in der Champions League eine andere Spandauer Mannschaft sehen. Da wollen wir weitermachen und uns noch steigern“, kündigte Spadaus Trainer Petar Kovacevic an.  Nach Wochen der Fernduelle sind nun alle Beteiligten auf das Finale mehr als gespannt, und das dürfte in jedem Fall ein hartes Stück Arbeit werden:  „Das wird ein Zweikampf auf Augenhöhe, in dem Nuancen und die Tagesform der Teams sowie die individuelle Klasse, punktgenau am richtigen Ort zur richtigen Zeit demonstriert, entscheiden“, ist sich Spandaus Vereinspräsident Hagen Stamm sicher.

Auch auf Seiten des Herausforderers wird eine 50-zu-50-Chance für beide Teams prognostiziert: „Irgendwann ist der Titel ist eine logische Konsequenz der bisherigen Arbeit. Man kann gegen Spandau verlieren, aber man kann auch drei Spiele gewinnen“, sagt Vereinspräsident Bernd Seidensticker. Nach zahlreichen leichten Auftritten beider Teams gegen die nationale Konkurrenz, darunter ein Spandauer 22:0-Heimsieg gegen den SSV Esslingen, wird für das Finale nicht nur mit einem harten Kampf, sondern auch mit einer harten Gangart gerechnet: „Es wird keinen Schönheitspreis geben. Ich hoffe auf faire Spiele und wünsche den Schiedsrichtern eine glückliche Hand“, sagt Waspo98-Trainer Karsten Seehafer – und eröffnet damit auch medial die Finalserie.

 

Deutsche Wasserball-Liga 2016/2017

Finale („best of five“)

Sonnabend, den 3. Juni 2017 (Spiel 1)
16:00 Waspo 98 Hannover – Wasserfreunde Spandau 04 (Stadionbad – Uhlig/Häntschel)

Sonnabend, den 10. Juni 2017 (Spiel 2)
16:00 Wasserfreunde Spandau 04 – Waspo 98 Hannover (Schöneberger Schwimmsporthalle – Ohme/Landmann)

Sonntag, den 11. Juni 2017 (Spiel 3)
14:00 Wasserfreunde Spandau 04 – Waspo 98 Hannover (Schöneberger Schwimmsporthalle – U. Spiegel/Fester)

Mittwoch, den 14. Juni 2017 (Spiel 4 – bei Bedarf)
19:30 Waspo 98 Hannover – Wasserfreunde Spandau 04 (Volksbad Limmer – Tiz/R. Müller)

Sonnabend, den 17. Juni 2017 (Spiel 5 – bei Bedarf)
16:00 Wasserfreunde Spandau 04 – Waspo 98 Hannover (Schöneberger Schwimmsporthalle – Homolka/Arntzen)