Was gibt es Neues?

Nikar-Nixen schreiben Geschichte

Wachablösung im deutschen Frauenwasserball? Zumindest hat die Doppel-Endrunde des deutschen Pokalwettbewerbs in der neuen 50-Meter-Schwimmhalle des Düsseldorfer Rheinbad einen gänzlichen neuen Titelträger hervorgebracht: Der SV Nikar Heidelberg hat mit zwei am Ende klaren Siegen erstmals den deutschen Pokalwettbewerb der Frauen gewonnen und löste damit den zuletzt fünfmal erfolgreichen SV Bayer 08 Uerdingen ab, der bei 28. Ausspielung des DSV-Pokals mit 10:17 (4:4, 3:6, 2:5, 1:2) diesmal keine Chance hatte.

In der Neuauflage des 2016er-Finales hatte Titelverteidiger Uerdingen im Duell der beide Europapokalteilnehmer mit einer 3:0-Führung (4.) einen blendenden Start, allerdings hatte Heidelberg auch bereits tags zuvor im Halbfinalduell gegen den SC Chemnitz einen Rückstand weggesteckt. Die Mannschaft von Trainer Dr. Kai von der Bosch kam nun deutlich besser ins Spiel und stand insgesamt auch kompakter als das Team vom Niederrhein. Bereits im zweiten Abschnitt warfen die Badenerinnen, die erst zwei Wochen zuvor im Ligaspiel Uerdingen erstmals seit Juni 2011 wieder eine Niederlage beigebracht hatten, einen 10:6-Vorsprung (16.) heraus.

Gradezu furios spielten auf Nikar-Seite in dieser Phase die beiden Deike-Schwestern, Gesa und Ira, auf, die im Halbfinale torlos geblieben waren, an diesem Nachmittag jeweils viermal trafen. Heidelberg hatte Oberwasser, und die Vorentscheidung fiel schon in der 19. Minute, als auf Uerdinger Seite beim Stande von 8:11 binnen 22 Sekunden mit Anja Seyfert und dann auch Claudia Blomenkamp zwei Schlüsselakteure nach ihrem dritten Wasserverweis jeweils vorzeitig das Spiel beenden mussten. Zwar verflachte das Spiel im Schlussabschnitt etwas, allerdings wollten dem Serienmeister im weiteren Spielverlauf nur noch zwei weitere Tore gelingen.

Um 18:10 Uhr landete der langjährige Nikar-Trainer Dr. Kai van der Bosch mit der Schlusssirene im Becken und leitete einen langen Sonnabendabend voller Feierlichkeiten ein, der in einem Düsseldorfer Vier-Sterne-Hotel endete. „Wir sind von der Bank her besser besetzt gewesen“, sah der langjährige Macher seinen derzeit vielleicht größten Trumpf stechen. Das Wort „Wachablösung“ mochte er nach dem ersten Titelgewinn nicht in den Mund nehmen, hofft jetzt aber umso mehr auf längerfristige, positive Effekte: „Das muss man mal erlebt haben“, sagte van der Bosch unter den Hinweis auf den „historischen“ Punktspielsieg zwei Wochen zuvor.

Die Bayer-Verantwortlichen haderten dagegen an beiden Finaltagen mit der Form ihres Teams: „Insgesamt war das diesmal nicht unser Wochenende, das Ergebnis ist vielleicht das ein oder andere Tor zu hoch ausgefallen. Nach der Hinausstellung von Anja und Claudia konnten wir im letzten Abschnitt nicht mehr zulegen. Fairerweise muss man sagen, dass an diesem Tag die bessere Mannschaft gewonnen hat, Glückwunsch nach Heidelberg“, so eine enttäuschte Trainerin Pia Schledorn, die in der Meisterschaft anders als im Pokalwettbewerb dann zumindest auch wieder Neuzugang Jamie Verebelyi einsetzen kann.

Aus Heidelberger Sicht war es dagegen unabhängig vom Blick in die Zukunft in jedem Fall ein Wochenende für die Annalen: Für den eher durch Schwimmteams bekannten Klub vom Neckar ist es der erste nationale Frauentitel im Erwachsenenbereich und zugleich der größte Wasserball-Erfolg der Vereinsgeschichte neben dem deutschen Meistertitel der Männermannschaft im Jahre 1920. Die Nikar-Nixen sind zugleich der erste DSV-Pokalgewinner aus der Landesgruppe Süd, nachdem zuvor alle 27 bisherigen Titel an Mannschaften aus Nordrhein-Westfalen und Berlin gegangen waren. Den Heidelberger Triumph des Wochenendes machte Jennifer Stiefel komplett, die zur besten Turnierspielerin gekürt wurde.

Deutscher Pokalsieger 2017: Michelle Reinhart – Alicia Schirmer, Meike Weber, Ira Deike, Rebecca Klix, Sina van der Bosch, Nadine Hartwig, Jennifer Stiefel, Maren Hinz, Luise Zimmermann, Nadja Kreis, Gesa Deike, Elisabeth Bürger, Katharina Bürger und Katharina Zegers. Trainer: Dr. Kai van der Bosch