Nationalmannschaft

Was gibt es Neues?

Nabelschau in der Wasserballarena

Europas beste Wasserballer feierten im mediterranen Ambiente von Barcelona zusammen mit den Fans der Sportart ihr großes Fest, und die im Vorfeld gehegten Erwartungen wurde nicht enttäuscht: Bei den 33. Wasserball-Europameisterschaften war unübersehbar, dass die seit 1999 separat von den „großen“ Schwimm-Europameisterschaften ausgetragenen und seitdem stetig verbesserten Titelkämpfe in der ältesten olympischen Mannschaftssportart mittlerweile selbst ein Ereignis sind, das sich hinter Großveranstaltungen des internationalen Sports nicht verstecken muss.

Die Titelkämpfe in Spaniens Mittelmeermetropole Barcelona waren daher nicht nur sportlich, sondern auch in Sachen Umfeld einmal mehr die große Nabelschau der Sportart. Den Beobachtern blieb nach dem Saisonhöhepunkt des Jahres 2018 einmal mehr die Erkenntnis, dass im internationalen Wasserball auch bei den Veranstaltungen die Messlatte immer höher liegt. Lob gab es aber nicht nur von den Offiziellen: „Es war echt toll, was die Spanier hier aufgebaut haben“, zeige sich nicht nur der deutsche Nationalspieler Timo van der Bosch bei seiner dritten EM-Teilnahme von dem 15-tägigen Wasserballfestival auf dem Montjuïc mehr als begeistert. Sichtbar wurde die Entwicklung für den beim SSV Esslingen tätigen Heidelberger bereits bei den Spielstätten: Kam 2014 in Ungarn Hauptstadt Budapest mit der berühmten Anlage im Alfréd-Hajós-Sportkomplex noch ein traditionelles Schwimmstadion mit 7.000 Plätzen zur Nutzung, wurde zwei Jahre später in der vom Eurovision Song Contest bekannten Belgrad-Arena in einem temporären, perfekt eingepassten Becken mit den Wasserballmaßen von 34 x 21 Metern gespielt.

An die bis zu 18.000 Zuschauer in der serbischen Hauptstadt kamen die diesjährigen Titelkämpfe nicht heran, doch punktete Barcelona im Olympiaambiente der 1992er-Spiele neben einer Fanmeile mit einer perfekt durchgestylten Spielstätte im Fußballformat: Die teilweise temporär errichteten Tribünen für 4.200 Zuschauer reichten bis auf wenige Meter an das Spielfeld heran, und als Novum wurden auf drei Seiten in Beckenrandhöhe durchgängige LED-Anzeigetafeln mit einer Gesamtlänge von 80 Metern genutzt. Selbst von außen war der erneut als Spielstätte auserkorene Bernat-Picornell-Schwimmkomplex mit dem Olympiabecken von 1992 einheitlich in Blau gekleidet.

Ein Übrigens tat die vielfach gelobte Organisation der Veranstaltung, wobei die Macher neben den hauptamtlichen Kräften auf nicht weniger als 700 freiwillige Helfer zurückgriffen. „Es gab auch viele Veranstaltungen und Shows vor den Spielen und während der Halbzeit“, sagte van der Bosch, der ähnlich wie seine Mannschaftskameraden in Ligaspielen in der Regel mit niedrigen dreistelligen Zuschauerzahlen vorliebnehmen muss. In Deutschland bekamen die Fans das Wasserballfestival und die jüngsten Entwicklungen allerdings einmal nur ansatzweise mit: Fernsehbilder waren im Bundesgebiet trotz bester Angebote auch diesmal nicht vorgesehen. An dem Europäischen Schwimmverband LEN lag dieses nicht: Zusätzlich zu den Fernsehübertragungen und Livestreams ließen die Veranstalter mit Facebook, Instagram, Twitter und kurzen Zusammenschnitten aller 92 Spiele auch multimedial nichts aus, was nicht von den anderen großen Veranstaltungen des Weltsports bekannt wäre.

„Die Organisation und die Präsentation des Spiels war nahezu perfekt. Mit den Livestreams, den Übertragungen im Fernsehen und den LED-Bannern rund um das Spielfeld sowie den Shows haben die Organisatoren wie in Belgrad 2016 und Budapest 2017 Maßstäbe gesetzt“, zeigte sich auch der DSV-Fachspartenvorsitzende Rainer Hoppe (Krefeld) angetan. Der Olympiamedaillengewinner von 1984 sieht allerdings mittlerweile auch Grenzen bei dem Veranstaltungsformat: „Meines Erachtens sind die Spiele zu lang, und es ist schwierig, über einen solch langen Zeitraum die Form zu halten und die Zuschauer zu binden.“ Mit den gesammelten Eindrücken von Barcelona ist der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) vom 11. bis 16. September in Berlin mit dem Weltcup-Finale der Männer erstmals seit 2007 selbst wieder Gastgeber eines großen internationalen Championats: „Wir werden das in Berlin ähnlich professionell gestalten, wobei hier der Spielplan mit sechs Spielen an sechs Tagen deutlich straffer sein wird“, setzt Hoppe kommenden Monat auf eine ähnlich attraktive Veranstaltung.