Nationalmannschaft

Was gibt es Neues?

„Mich hätte nur noch Olympia gereizt“

Centerspieler Timo van der Bosch vom SV Ludwigsburg hat nicht nur seinen Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft bekanntgegeben, sondern wird zudem auch seine aktive Karriere beim SVL beenden. Der Heidelberg stammende Nationalspieler war für die deutschen Farben bei vier Europameisterschaften (2014 bis 2020), der Weltmeisterschaft 2019 in Gwangju (Südkorea) und dem Weltcup-Turnier 2018 in Berlin aktiv gewesen. In einem Interview auf der Vereinshomepage erklärt van der Bosch, weshalb er längere Bedenkzeit für die Entscheidung benötigt hat und ob er überhaupt noch weiter ambitioniert Wasserball spielen will.

Timo, Du warst zehn Jahre lang Nationalspieler? Jetzt der Rücktritt, warum?

Weil ich nach zehn Jahren gemerkt habe, dass in meinem Leben jetzt anderes wichtiger geworden ist als der Sport, die Familie und mein Hauptberuf als Polizist.

Haben Dich die WM im Juni in Ungarn und die EM im Spätsommer in Kroatien nicht mehr gereizt?

Das hört sich vielleicht ein bisschen arrogant an: aber nachdem ich vier Europameisterschaften und eine WM gespielt habe, haben mich nur noch die Olympischen Spiele so richtig gereizt. Und da stehen unsere Chancen für 2024 meiner Meinung nach nicht gut.

Eine spontane Entscheidung der Rücktritt?

Ne, das war schon langfristig geplant.

Wasserball willst Du aber weiter auf höchsten Niveau spielen?

Wasserball will ich weiterspielen, ja. Auf welchem Niveau, das hatte ich mir lange zusammen mit meiner Frau überlegt. Sprich: Wie viel Zeit ich noch in den Sport investieren will, und da kamen wir zu dem Ergebnis, dass es in den nächsten Jahren andere Prioritäten sein sollen.

Spielst Du trotzdem weiter Ludwigsburg? Gibt es Alternativen? Anfragen von anderen Clubs?

Das war leider Teil der Entscheidungen, ich kann nicht mit deutlich weniger Aufwand auf diesem hohen Niveau spielen und würde dadurch auch den ambitionierten Zielen des Vereins und meinen Mitspielern gerecht werden. Auswärtsspiele, etwa in Berlin oder in Hannover, nehmen erheblich Zeit in Anspruch, Zeit, die ich wegen meines Berufes nicht mehr habe. Und: Ja, es gibt Anfragen von anderen Vereinen.

Was bietet der SVL den Wasserballern?

Ludwigsburg ist für mich immer ein toller Verein, dem ich sehr dankbar für die letzten gemeinsamen Jahre bin. Die Menschen sind sehr herzlich, und sie haben den Sprung in die Professionalität geschafft beziehungsweise sind gerade dabei. Das hat mich immer sehr gereizt.

Was ist mittelfristig für den SV Ludwigsburg möglich?

Ludwigsburg kann und wird in den nächsten Jahren auf jeden Fall den dritten Platz holen. Was danach noch geht, wird man sehen.

Was müsste getan werden, damit Ludwigsburg ganz vorne in der Liga mithalten kann? Mit Spandau und mit Waspo Hannover?

Die Frage lässt sich recht einfach beantworten: Geld – Sponsoren, hört sich simpel an. Aber so ist es. Und der Verein müsste weiter an seinen professionellen Strukturen arbeiten.

Text: www.svl08.com. Foto: Deepbluemedia