Was gibt es Neues?

Medien und Prominenz am Beckenrand – Europapokalspritzer aus Szeged

Wasserball-Spiele bestehen nicht nur aus hartumkämpften 4 x 8 Minuten im Becken. Auch das Hinspiel im Viertelfinale des Euro Cups zwischen dem ungarischen Vertreter Szegedi VE und Waspo 98 Hannover (9:3) bildete da keine Ausnahme, wo einmal mehr das Geschehen rund um die Begegnung einiges an Nachrichten produzierte. Nachfolgend einige der Spritzer von Szeged:

Harter Kampf der Weltmeister: Waspo-Star Predrag Jokic (l.) im Duell mit Szegeds Zsolt Varga. Foto: Tímea Toró

Das Geschehen spielte sich in Szeged (hier Waspo-Neuzugang Pere Estrany) nicht nur im Wasser ab. Foto: Tímea Toró

 

Wasserball ist weiterhin eine Mediensportart in Ungarn, allerdings gibt es dort neben der langen Tradition auch Fernsehsender, die über den (Fußball-)Tellerrand hinausschauen. Der gut aufgestellte Sportkanal „Digi Sport“, aktueller TV-Partner des ungarischen Verbandes, übertrug die Partie mit gleich acht Kameras live und in voller Länge aus der arg spartanischen Traglufthalle, die zu diesem Zweck über ein Metallgerüst auf Höhe der Spielfeldmitte verfügt. Auf Wunsch des Senders wurde das Anschwimmen kurzfristig um 15 Minuten vorverlegt.

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TV-Kommentator vor Ort war kein Geringerer als Ungarns Wasserball-Legende Dr. Tamas Farago, Olympiasieger 1976 als Spieler und 2005 als Trainer Weltmeister mit Ungarns Frauen. Damit gab es auch für Hannovers Vereinspräsident Bernd Seidensticker, Trainer der deutschen Frauen von 2004 bis 2007, ein Wiedersehen mit einem alten Rivalen am Beckenrand: Beide hatten sich 2005 im Viertelfinale des WM-Turniers von in Montreal (Kanada) gegenübergestanden.

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Auch sonst war das Europapokal-Duell unweit der ungarischen Grenze ein Treffpunkt der ungarischen Wasserballszene, zumal selbst die Anfahrt aus der in der westlichen Landeshälfte gelegenen Hauptstadt Budapest nur etwa zwei Autostunden dauert. Aus der in der Sportart national nicht mehr alleine dominierenden Donau-Metropole angereist war auch Dr. Zoltán Megyes, Inhaber des Wasserball-Ausrüsters „diapolo“, der dem deutschen Vertreter bestellte Jacken vor Ort zu überreichte.

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Der Chef sorgt eigenhändig für Ordnung: Das umstrittene Tor der Lokalmatadoren zum 7:2-Zwischenstand rief auch Waspo-Präsident Bernd Seidensticker in dem Hexenkessel auf den Plan, der gestikulierend an den Absperrungen vorbei an den ohne schon engen Beckenrand vordrang, um seinen Protest gegenüber dem Kampfgericht und den Offiziellen zum Ausdruck zu bringen. Hinter die Absperrung zurückbugsiert wurde „Seide“ allerdings nicht von eine Ordnungsdienst, sondern höchstpersönlich von Szegeds Teammanager Dr. Tamas Molnar. Der dreifache Olympiasieger (2000 bis 2008) ist in Ungarns drittgrößter Stadt aufgewachsen und leitet nach seiner Spielerkarriere hier nun das Geschehen am Beckenrand.

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Internetwüste Deutschland: Während auf deutschen Sportanlagen (darunter auch manchen DWL-Spielstätten) oftmals kein Internet für Medienvertreter vorgesehen ist, gibt es selbst in der archaischen Traglufthalle von Szeged mit ihrem morbiden 60er-Jahre-Ambiente eine WLAN-Verbindung in bester Qualität am Beckenrand. Fünf Wochen zuvor beim Waspo98-Gastspiel im kroatischen Rijeka konnten sich die Niedersachsen in den Sportstätten sowie öffentlichen Plätzen der Vorzüge eines freien Internets erfreuen, das in deutschen Kommunen dieser Tage grade erst andiskutiert wird.