Was gibt es Neues?

Legendärer Abend gefordert: Waspo 98 will das Wunder

„Wunder vom Stadionbad“ oder internationales Saisonende? Beim letzten Aufritt vor den Feiertagen und der gut sechswöchigen EM-Pause steht der deutsche Vertreter Waspo 98 Hannover massiv unter Druck. Im Viertelfinale des Euro Cups (vormals LEN-Trophy) müssen die Niedersachsen am Mittwochabend gegen den ungarischen Vertreter Szegedi VE eine 3:9-Niederlage aus dem Hinspiel wettmachen müssen, wenn die Niedersachsen erstmals den Sprung in das Halbfinale eines internationalen Wettbewerbs schaffen wollen. Doch vielleicht geht morgen noch etwas, sofern es am Maschsee eine torreiche Partie geben sollte. Das Anschwimmen im Stadionbad steigt um 20 Uhr.

„Wir müssen jedes Viertel mit einem Tor gewinnen, und nicht mal das reicht“, beschreibt Trainer Karsten Seehafer vor dem bereits zehnten Europapokalauftritt der Saison die Schwere der Aufgabe, der bereits nach dem Hinspiel-Desaster den Begriff des „Wunders vom Stadionbad“ hat fallen lassen. Kleiner Vorteil für die morgige Partie: Beim Wasserball gibt es die vom Fußball bestens bekannte Auswärtstor-Regel nicht, so dass die lediglich drei Waspo98-Treffer vom Hinkampf keine zusätzlich Hürde bescheren würden. Bei einem eigenen Sieg mit sechs Toren, egal mit welchem Resultat, ginge es stattdessen sofort in ein Fünfmeterwerfen.

Allerdings ist im modernen Wasserball mit den neuen Regeln von 2005 (mehr Spielumkehr durch Verkürzung der Angriffszeit auf 30 Sekunden und Einschränkung der Ecken-Regel) allerdings in Sachen Aufholjagd mittlerweile einiges möglich, wie die Niedersachsen jüngst in der Deutschen Wasserball-Liga (DWL) eigenhändig feststellen konnten. Dort fegten die Niedersachsen den amtierenden Vizemeister ASC Duisburg hier im Stadionbad mit 14:5 regelrecht aus dem Wasser, wobei die zweite Hälfte gar mit 9:1 an die Norddeutschen ging. Mit einem Lauf lässt sich mittlerweile selbst in nur einer Halbzeit durchaus ein „Monsterresultat“ herausspielen – der deutsche Vertreter dürfte damit spätestens jetzt wissen, dass durchaus noch einiges geht.

Ob sich die Ungarn beim Rückkampf am Maschsee ähnlich überfahren lassen wie die Niedersachsen bei ihrem völlig verpatzten Auftritt im Hinkampf an der Theiß steht dennoch auf einem anderen Blatt. Das Team aus der im Osten des Landes gelegenen Provinzstadt gehört in der Heimat des Rekordolympiasiegers seit Jahren zur nationalen Spitze und konnte im Jahre 2009 bereits einmal den Euro Cup (damals noch „LEN-Trophy“) gewinnen. Das von dem dreimaligen Olympiasieger Tamas Molnar gemanagte Team war am vergangenen Wochenende auf der nationalen Pokalendrunde in Eger aktiv und musste dort im Halbfinale gegen den amtierenden Szolnoki VSC mit 5:9 die Segel streichen.

Waspo 98 muss zudem wie im Hinspiel auf eine Stammkraft verzichten: Anders als damals Marin Ban fällt Nationalspieler Andreas Schlotterbeck nach einem Sehnenabriss in der Schulter allerdings gleich mehrere Monate aus. Als zweiter Center dürfte damit neben dem Montenegriner Bojan Paunoivc der ebenfalls nationalmannschaftserfahrene Ilja Immermann in die Sturmmitte rücken. Im jüngsten Ligaduell gegen den ASC Duisburg hatten die Niedersachsen allerdings besonders auf die wurfgewaltigen Rückraumspieler gesetzt, die am Ende auch die Partie in dieser unerwarteten Form konnten – auf diesen Positionen wird vermutlich auch morgen Abend die Entscheidung fallen.

Dass deutsche Teams im Europokal nicht zwangsläufig Spalier stehen müssen, haben unlängst auch die Wasserfreunde Spandau 04 bei ihren spektakulären Heimauftritten in der Champions League gegen die Starensembles von Olympiakos Piräus (Griechenland) und jetzt Primorje Rijeka (Kroatien) bewiesen. Auch für die Niedersachsen wäre es spätestens jetzt Zeit, die eigene Europapokalbilanz, die mittlerweile bereits 112 Spiele seit 1991 umfasst, um einen legendären Abend aufzuhübschen. Zu sehen gibt es in jedem Fall etwas: Die Besucher der Partie können sich auf eine erneut bestens hergerichtete Arena freuen, wobei es auch wieder die beliebten Karten am Beckenrand geben wird.