Was gibt es Neues?

Kommentar: Schwimmsport-Entwicklungsland

Deutschland ist ein Schwimmsport-Entwicklungsland: Gemeint sind damit allerdings weder die (erwartet) dürftigen Leistungen deutscher Aktiver bei den gestern in Budapest zu Ende gegangenen Weltmeisterschaften noch die schlechten Schwimmfähigkeiten vieler Kinder oder das fehlende Medieninteresse für eine der größten Veranstaltungen des Weltsports. Mittlerweile verfügt das Land der Ingenieure auch kaum mehr über die Infrastruktur, um selbst eine Schwimm-Weltmeisterschaft auszurichten oder die olympische Kernsportart auf Weltniveau betreiben. Während in der Donau-Metropole die Besuchermassen – in den Worten eines DSV-Funktionärs – aufpassen müssen, „nicht in eines der zahlreichen Schwimmbecken zu fallen“, drängen sich in Deutschland die Vereine vielerorts selbst in größeren Städten in lediglich einem Bad zusammen – sofern sie auf den verbliebenen Anlagen überhaupt noch nennenswert Trainingszeiten bekommen. Solange sich die öffentliche Hand nicht für sportgerechte Bäder und deren Nutzungsmöglichkeiten einsetzt, werden auch die vom DOSB verordneten Zentralisierungsmaßnahmen kaum Früchte tragen. Verweise auf die aktuellen Erfolge britischer Schwimmer (u. a. Staffelgold in der „Königsdisziplin“ über 4 x 200 Meter Freistil) hinken: Im Mutterland des Sports gibt es eben nicht nur eine Zentralisierung im Schwimmen und einer Reihe anderer Sportarten, sondern mittlerweile auch wieder deutlich mehr sportgerechte Bäder als noch in den 1990er-Jahren. Sollten als Nebeneffekt dann auch wieder einige Kinder besser schwimmen können, wäre das gesellschaftlich ebensowenig von Nachteil: In diesem Bereich wirken in Deutschland die aktuellen Statistiken derzeit noch um einiges gruseliger als die Medaillenspiegel …