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Was gibt es Neues?

#Tokio2020: (Keine) 4.700 Plätze in Tokio

Nahezu leere Ränge sind im Wasserball bei WM-Turnieren kein Novum, allerdings wird dieses bei den heute mit einem vorgezogenen Baseballduell gestarteten Olympischen Spielen in Tokio (Japan) nach den jüngsten Corona-Auflagen der Regierung der Normalzustand sein. Somit stehen nach langen Jahren der Planung und Umsetzung detaillierter Vorgaben auch die beiden Schwimmsportarenen leer. Wasserball wird von Sonnabend an in dem deutlich kleineren Tatsumi Water Polo Centre gespielt werden, das nach Veranstalterangaben 4.700 Zuschauer fassen würde.

In Sachen Wettkampfstätten bewegen sich die Tokio-Spiele beim Schwimmsport in traditionellen Bahnen: Schwimmen, Wasserspringen und Synchronschwimmen werden in dem in Sachen Größe wie auch Architektur imposanten Tokyo Aquatics Centre stattfinden, das 15.000 Zuschauern Platz bieten würde. Auch hier ist im vergangenen Jahr zu einem Baupreis von etwa 470 Millionen Euro einmal mehr eine Anlage eigens für die Spiele errichtet worden, wobei diese nicht selten zu den Kandidaten für die Weißen Elefanten zählen. Zuletzt war 2004 in Athen (Griechenland) mit dem Freiwasserbecken des Wassersportzentrums auf dem Olympia-Sportkomplex eine bereits bestehende Wettkampfstätte für die olympische Kernsportart genutzt worden.

Immerhin soll die Arena dem Vernehmen nach nachfolgend ausgiebig für nationale und internationale Veranstaltungen genutzt werden, allerdings gelten derartige Anlagen in Sachen Zuschauerkapazität als überdimensioniert: So ist beispielsweise das Schwimmstadion der 2012er-Spiele in London (Großbritannien) nach der Veranstaltung umgehend zurückgebaut worden. Während an der Themse für die dortige Anlage zumindest Bedarf seitens der heimischen Schwimmsportszene vorliegt, steht die für die 2016er-Spiele errichtete Arena in Rio de Janeiro (Brasilien) seit dem Veranstaltungsende komplett leer: Dieser Tage durfte in den Medien einmal mehr ein Foto der früheren Sportstätte als Sinnbild fehlender Nachhaltigkeit beim größten Ereignis des Weltsports herhalten.

 

Wasserballer erneut unter sich

Beim Wasserball gestaltet sich die Bilanz aus Sicht der Organisatoren etwas günstiger: Die beiden Turniere in der ältesten olympischen Mannschaftssportart kommen abseits der übrigen Schwimmsportler erneut über die gesamte Zeit der Spiele auf einer separaten Wettkampfstätte zur Austragung, wobei bei einer Anforderung von 5.000 Plätzen einmal mehr eine bereits bestehende Anlage ohne großen Mehraufwand genutzt werden kann: Gespielt wird täglich mit vier bis sechs Begegnungen jeweils unter dem Hallendach des Tatsumi International Swimming Centre, das für den Zeitraum der Veranstaltung als Tatsumi Water Polo Centre firmieren wird.

Die 1993 eröffnete Anlage mit ihrer interessanten Architektur (erinnert an die Zeltdachkonstruktion der Münchener Wettkampfstätten) liegt zusammen mit anderen Wettkampfstätten in Meeresnähe im Südosten der Präfektur Tokio und bietet auf einer der beiden Längsseiten auf einer Tribüne mit drei Rängen Platz für 4.700 Zuschauer. Der Innenraum wirkt optisch nicht so modern wie das neu errichtete Tokyo Aquatics Centre, doch mit einem 50 x 25 Meter großen Sportbecken sowie einem wettkampftauglichen Sprungbecken erfüllt das Tatsumi International Swimming Centre ebenfalls alle internationalen Anforderungen und war beim Schwimmen bereits Stätte dreier Weltrekorde. 

Mit dem endgültigen Verzicht auf Zuschauer bei allen Veranstaltungen in der Präfektur Tokio hat sich zumindest auch eine traditionelle Frage der Sportart auf recht drastische Weise gelöst: Somit brauchte nicht mehr darüber nachgedacht werden, ob die Wasserballspiele in der zweiten Turnierwoche oder zumindest am Finaltag auf der großen Hauptanlage zur Austragung hätten kommen sollen. Dem Vernehmen nach war dieses für die Tokio-Spiele ohnehin nicht geplant gewesen. In der Vergangenheit war dieses nicht unüblich, wobei mitunter sogar noch abends im direkten Anschluss an die Schwimmentscheidungen gespielt worden war: Dieses Szenario ist bei Großveranstaltungen aufgrund der notwendigen Umbaumaßnahmen für die umfangreichen Technik mittlerweile vollends passé.