Nationalmannschaft

Was gibt es Neues?

Hermann Haverkamp verstorben

Deutschlands Wasserballer trauern um ihren früheren Rekordnationalspieler Hermann Haverkamp. Wie vom SV Bayer Uerdingen 08 bekanntgegeben wurde, verstarb der vielgeschätzte Krefelder am Mittwoch im Alter von 79 Jahren. Mit 197 Länderspielen zwischen 1960 und 1973 führte Haverkamp lange Jahre die Liste des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) an. Zum 100-jährigen Verbandsjubiläum fand er 1986 Eingang in das damals erstellte Ehrenportal der „500 Großen“ des deutschen Schwimmsports.

In der Zeit der populären Sechser-Endrunden wurde Haverkamp mit dem ASC Duisburg unter Erfolgstrainer Fritz Matthiä 1963, 1965, 1967 und 1968 jeweils deutscher Meister, ehe der Wechsel ins linksrheinische Krefeld zum SC Aegir Uerdingen (heute SSF Aegir 07 Uerdingen) erfolgte. Mit der deutschen Nationalmannschaft nahm er an den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko-Stadt (Mexiko/10. Platz) und 1972 in München (4. Platz) sowie den Europameisterschaften 1966 in Utrecht (Niederlande) und 1970 in Barcelona (Spanien/jeweils 7.) teil. Seine Jacke von den München-Spielen ist im Deutschen Sportmuseum in Köln zu bewundern.

Bei großer nationaler Konkurrenz agierte der gebürtige Duisburger mit Erfolg auch im Schwimmsport, der damals noch eng mit dem Wasserballspiel verzahnt war: Mit der deutschen Staffel schwamm er 1962 in Moskau (Sowjetunion) einen Europarekord über 4 x 100 Meter Freistil. Ebenfalls 1962 gelang bei einem Vier-Länder-Kampf in Chicago (USA), der als „Gigantenduell“ in die DSV-Annalen eingegangen ist, ein Sieg gegen die damaligen Schwimmsport-Großmächte USA, Japan und Australien in der „Königsstaffel“ über die 4 x 200 Meter Freistil.

Sportlich wäre vielleicht sogar mehr drin gewesen, doch gab es damals zum einen weniger internationale Wettbewerbe, zum anderen stand wiederholt die große Politik im Weg: Aufgrund des im Vorjahr erfolgten Mauerbaus wurden die Europameisterschaften 1962 in Leipzig vom Deutschen Schwimm-Verband boykottiert. Beim Kampf um die Olympiateilnahme 1964 in Tokio (Japan) verloren die DSV-Wasserballer im Rahmen der gesamtdeutschen Mannschaft zudem das interne Qualifikationsduell gegen die DDR-Auswahl – bei getrennten Mannschaften wären beide Teams zum größten Ereignis des Weltsports geflogen.

In seiner neuen Heimat Krefeld blieb Haverkamp der Sportart auch über seine aktive Zeit hinaus erhalten, dieses zuletzt beim SV Bayer Uerdingen 08. 2009 führte er in seinem letzten Jahr als Trainer die Männermannschaft des Klubs auf Rang drei in der Bundesliga – die bis dato vorletzte Medaille in diesem Wettbewerb. 

Auch die Ehe wurde am Beckenrand geschmiedet: Glücklich verheiratet war Haverkamp mehr als 50 Jahre lang mit der Krefelder Weltklasse-Schwimmerin Wiltrud Urselmann, 25-malige deutsche Meisterin, Olympiazweite 1960 über 200 Meter Brust und 1957 Deutschlands Sportlerin des Jahres. Mit dem Vater auf der Trainerbank wurde Tochter Wibke 1994 mit den Bayer-Frauen deutsche Wasserball-Meisterin.