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Euro-Cup-Drama: 94 Sekunden fehlen zum Endrundeneinzug
13 bitter enttäuschte Spielerinnen und ein verärgerter Trainer verstanden nach einer packenden Partie die Wasserballwelt nicht mehr: Die Frauen der Wasserfreunde Spandau 04 haben das Finalturnier um den Euro Cup nur um 94 Sekunden oder ein Tor verpasst. In einer dramatischen Partie mit einer kontroversen Schlussphase unterlagen die Berlinerinnen denkbar knapp mit 8:9 (1:2, 3:1, 2:2, 2:4) beim verlustpunktfreien Spitzenreiter PN Trieste (Italien) und verpassten damit den greifbar nahen ersten Endrundeneinzug einer deutschen Mannschaft in diesem Wettbewerb und ein Finale vor heimischer Kulisse nur hauchdünn.
Für den notwendigen zweiten Platz hätten die Berlinerinnen im Fernduell mit dem punktgleichen ungarischen Vertreter BVSC-Zuglo Budapest zumindest den einen Punkt für ein Unentschieden nach regulärer Spielzeit benötigt: Genau diese Vorgabe erreichten die bestens eingestellten Gäste unter Interimstrainer Hagen Stamm in der neunten Minute beim 2:2 erstmals und verteidigten dieses Szenario hartnäckig bis in die Schlussphase. Der frühere Männer-Bundestrainer ersetzte auf der Bank seinen Sohn Marko, der zeitgleich beim Europapokalspiel des Männerteams im Einsatz war. Auch ohne ihren etatmäßigen Trainer ließen die Berlinerinnen um Torhüterin Jessica Milicich mit ihrer Zonenverteidigung die spielerischen Vorteile des Spitzenreiters über weite Phasen der Partie ins Leere laufen.
Spandau ging daher auch mit einem 6:5-Vorsprung in den Schlussabschnitt und ließ auf Ausgleichstreffer jeweils weitere Ein-Tor-Führungen folgen. Kontrovers wurde dann allerdings der 8:8-Gleichstand (30.), als ein verunglückter Wurf mit dem Ablauf der Angriffszeit doch noch den Weg in das Berliner Gehäuse fand. Die Wasserfreunde-Bank protestierte lautstark, und auf den Streamingbildern befand sich der Ball definitiv noch auf der Hand der Schützin, als die 30-Sekunden-Uhr bereits auf komplett schwarz umgesprungen war. Ohne dieses Tor hätten die Italienerinnen für einen Spielgewinn in den beiden letzten Angriffen jeweils treffen müssen.
Dieser Gleichstand hätte dem DSV-Vertreter auch noch für Platz zwei gereicht, doch mit dem nachfolgenden Spielzug ging Triest bei 94 verbliebenen Sekunden auf der Spieluhr mit einem Centertor von Giusy Citino erstmals seit dem 2:0-Start wieder in Führung. Doppelt bitter aus Berliner Sicht war, dass zudem die beiden letzten Spandauer Angriffe jeweils nach Schiedsrichterscheidungen vorzeitig endeten. Trotz des zweiten grandiosen Spieles binnen 15 Tagen waren die Tore von Gesa Deike (4), Ira Deike, Emmerson Houghton, Barbara Bujka und Isabel Riley am Ende zu wenig.
„13 am Boden zerstörte Mädchen“
„Ich habe hier 13 am Boden zerstörte Mädchen“, machte Hagen Stamm gegenüber den Offiziellen und dem Ausrichter nicht nur nach dem Spielende Luft. Und es war keine Allerweltsniederlage: „Daran haben wir auch noch am Sonntag zu schlucken gehabt“, berichtete das Berliner Wasserballidol, das zugleich einer vergebenen Chance auf den deutschen Frauenwasserball nachtrauerte. Medienvertreter dürften zudem die vergebene Geschichte um das greifbare nahe Happyend des Underdogs mit dem berühmten Interimstrainer bedauern, die über die Fachszene hinaus hinaus Potential für eine nationale Berichterstattung gehabt hätte.
Mit dem Spandauer K.o. haben auch die deutschen Fans verloren, denen international jetzt das Wasserball-Event des Jahres entgeht: Den Wasserfreunden war unter der Woche seitens der LEN kurzfristig die ersatzweise Ausrichtung des Finalturniers mit den Halbfinal- und Medaillenspielen angeboten worden, wie von Berliner Seite zu erfahren war. Dieses wäre mit dem Rundenspieltag der Männer-Bundesliga zusammengefallen, bei dem an gleicher Stelle die Partien Wasserfreunde Spandau 04 gegen Waspo 98 Hannover und SG Neukölln gegen SV Krefeld 72 auf dem Programm stehen.