Was gibt es Neues?

„Es kann nur einen geben“

Das lange Warten hat ein Ende: Am letzten Wochenende vor den Feiertagen kommt es in der Deutschen Wasserball-Liga (DWL) zum ultimativen Spitzenspiel, wenn sich am Sonnabendnachmittag mit Pokalsieger Waspo 98 Hannover und Meister Wasserfreunde Spandau 04 die nationalen Überflieger der Sportart im Direktvergleich gegenüberstehen und den inoffiziellen „Hinrundenmeister“ küren. Das Anschwimmen im Stadionbad steigt um 16 Uhr. Am Sonntag folgt um 18 Uhr ebenfalls in Niedersachsens größter Schwimm- und Wasserballarena zudem das Duell der beiden jeweiligen Kooperationspartner White Sharks Hannover und OSC Potsdam.

Die bisherigen Saisonresultate lassen über den Stellenwert der Partie nur schwerlich Zweifel aufkommen: Ein Facebook-Eintrag im Vorfeld hat das kommende Aufeinandertreffen beider Teams in Anlehnung an das berühmte Football-Duell zwischen den US-Universitäten Harvard und Yale in prägnanter Schlichtheit sogar einfach nur „das Spiel“ tituliert. Die jeweils bisherigen sechs Ligaauftritte brachte ausnahmelos hohe Erfolge, deren Resultate aus Sicht der Fans und Experten gradezu beängstigend anmuten, allerdings beginnen sich neben den starken Kadern auch die ständigen Champions League-Auftritte beider Teams immer mehr auszuzahlen.

Nach einem zähen Saisonstart mit der Supercup-Niederlage und der 5:11-Auftaktschlappe in der Champions League bei Montenegros Meister Jadran Herceg Novi ist Spandau zusehends besser in Fahrt gekommen. Die Mannschaft von Trainer Petar Kovacevic hat sich in den vergangenen drei Monaten mit personell erneuertem Team unübersehbar entwickelt: Zuletzt gelangen drei Siege in Folge im Königswettbewerb, darunter der spektakuläre 10:9-Heimerfolg gegen Titelverteidiger Szolnoki VSC (Ungarn). Damit besteht sogar die Möglichkeit, das Final Eight im Frühsommer 2018 in Genua (Italien) zu erreichen. In der Liga bekleiden die Berliner zudem die Tabellenspitze.

Waspo 98 hatte nach dem furiosen Saisonstart mit dem Supercup-Gewinn gegen Spandau und dem 8:6-Sieg im ersten Champions League-Duell gegen AN Brescia (Italien) zuletzt einen leichten Durchhänger in der Formkurve, was sich auch in drei internationalen Niederlagen niederschlug. Aus Sicht der Niedersachsen kam dieses allerdings nicht unerwartet: „Die Saison ist lang“, hatte Karsten Seehafer schon im Vorfeld an die hohe Belastung für beide Teams erinnert, die nicht nur 14 Rundenspiele in der Liga, sondern mittlerweile auch 14 (!) Partien in der Hauptrunde der Champions League bestreiten müssen. Zuletzt waren auch die Nationalspieler der Klubs unter der Woche auch noch in der Weltliga im Einsatz.

Beide Teams haben sich zu Saisonbeginn bereits einmal im Supercup gegenübergestanden, als Waspo 98 mit einem 9:8-Erfolg erstmals seit 2000 die Trophäe wieder aus der Hauptstadt entführen konnte. Die nüchterne Statistik würde aktuell für einen Spandauer Erfolg sprechen, dieses allerdings weniger aufgrund der 3:1-Erfolges in der letztjährigen Finalserie: Zuletzt waren in den Direktvergleichen durchweg die Gastmannschaften erfolgreich. Spandaus Heimerfolg im zweiten Finalduell des Vorjahres als einzige Ausnahme dieser gradezu unheimliche Serie wurde sogar auch erst in einem Fünfmeterwerfen sichergestellt. Die Niedersachsen müssen ihrerseits sogar seit nunmehr 15 Jahren auf einen Heimerfolg gegen den Rekordmeister warten. 

Wichtiger als die Statistiken dürfte morgen Nachmittag allerdings die Frage sein, welches Team in einer Phase „englischer Wochen“ (am Mittwochabend sind beide Teams noch einmal im Europapokal gefordert) ihre Leistung besser ins Wasser bringen – wie dieses auch immer geschehen mag. Spandaus Vereinspräsident Hagen Stamm erwartet ein „Kopf-Spiel“, in dem „das Team gewinnen wird, das mehr an sich glaubt, mehr erreichen will und damit letztlich auch mehr kann“. Ähnlich sieht dieses Karsten Seehafer: „Ich bin froh, dass in Moskau die Formkurve gestiegen ist und trotzdem noch Luft nach oben ist. Spandau kann kommen, alles ist möglich, es kann nur einen geben.“