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Sensation: Schlusslicht schlägt Spitzenreiter

Es ist eine Rarität nicht nur im deutschen Wasserball, sondern im bundesweiten Spitzensport schlechthin: Das Schlusslicht einer nationalen Liga schlägt in der entscheidenden Phase der Rückrunde den Spitzenreiter. Geschehen ist dieses am vergangenen Sonnabend in der Deutschen Wasserball-Liga (DWL) der Frauen, als sich der ETV Hamburg im Landesgruppenduell gegen Waspo 98 Hannover mit 12:11 (3:0, 2:2, 4:4, 3:5) durchsetzen konnte. Für die Hanseatinnen war es nach zuletzt sieben Niederlagen in Serie der erste Erfolg in diesem „neuen“ DWL-Derby des Nordens.

Auch der Verlauf der Partie war alles andere als gewöhnlich: Fast zwei Spielviertel lang brachte der Spitzenreiter so gut wie nichts Zählbares zustande, wobei sich bei immerhin 15 Persönlichen Fehlern der Hamburgerinnen insbesondere das Überzahlspiel als Schwachpunkt erwies. Hamburg lag bereits mit 5:0 (12.) in Front, allerdings kamen die Gäste in den letzten 76 Sekunden vor dem Seitenwechsel noch zwei Treffern, so dass nicht nur die Führung, sondern auch der psychologische Vorteil der Hanseatinnen zur Halbzeit spürbar geschrumpft war.

Hamburg ging nach dem Seitenwechsel beim 7:2 (19.) und 9:4 (22.) jeweils erneut mit fünf Toren in Führung, doch die Gäste kamen jetzt besser ins Spiel und auch immer näher heran. Auch zwischenzeitliche ETV-Treffer schienen den Waspo98-Sturmlauf nicht mehr stoppen zu können, und in der 28. Spielminute gelang Emma-Eliza Koch beim 11:11 erstmals der Ausgleich. Die Partie stand endgültig auf der Kippe, doch 94 Sekunden vor dem Ende brachte Nationalspielerin Maren Hinz die vor dem ultimativen Einbruch stehenden Lokalmatadorinnen beim 12:11 erneut in Führung, und das hart kämpfende Schlusslicht rettete den Vorsprung bis zur Schlusssirene.

Der Siegtreffer der Hanseatinnen war zu einem Zeitpunkt gefallen, als mit Nationalspielerin Lynn Krukenberg und der fünfmaligen Torschützin Pauline Pannasch in Sachen Foul-Belastung zentrale Akteure des Gastgebers noch nur Zuschauerinnen waren. Die ETV-Tore teilten sich Pauline Pannasch (5), die erst 13-jährige Selin Karakus (3), Maren Hinz (2), Hanna Ronhaar und Janne Brüggemann. Für die Gäste waren Carmen Gelse (3/1), Emma-Eliza Koch, Anika Ebell (je 2), Birthe Thiele, Rohey Marie Jobe, Lilian Adamski und Nicole Sarnowski auf der Wilhelmsburger Elbinsel erfolgreich.

Für die Gäste war es mehr als nur einmaliger Rückschlag: Die Waspo98-Sieben verzeichnet damit nach nur einem Sieg in der vergangenen vier Spielen jetzt eine Bilanz von 3:5 Punkten nach dem Jahreswechsel. Für die Niedersachsen könnte es ein wirklich schmerzhafter Punktverlust sein, da der erste Platz in der Tabelle nun nicht mehr aus eigener Kraft erreichbar ist. Neuer Spitzenreiter ist mit 12:2 Punkten jetzt der SV Bayer Uerdingen 08 vor den Niedersachsen (nun 11:5) und dem stark aufholenden Team des Neulings Wasserfreunde Spandau 04 (9:7), das nun ebenfalls noch Rang zwei in Reichweite hat.

Für die in der laufenden Saison bis dahin erst einmal siegreichen Hanseatinnen kommt der Erfolg in Sachen Play-off-Qualifikation wohl zu spät, doch das zuletzt auf einigen Positionen sichtbar verjüngte Team wird das Erfolgserlebnis und den Eintrag in die DWL-Annalen gerne mitnehmen. Anfang Mai steht für das Team von der Elbinsel zudem noch die nationale Pokalendrunde in Düsseldorf auf dem Programm, und eine 13-Jährige, die drei Tore in einen DWL-Spiel wirft, ist auch kein schlechtes Vorzeichen.