Was gibt es Neues?

Duell der internationalen Kandidaten

Das Rauschen in Blätterwald und Cyberspace hält sich bisher in Grenzen, doch am dritten Spieltag der Deutschen Wasserball-Liga (DWL) kommt es bereits zu einem Treffen der Giganten: Titelverteidiger und Rekordmeister Wasserfreunde Spandau 04 trifft am Sonnabend auf den derzeitigen Spitzenreiter Waspo 98 Hannover, und beide Teams haben in der laufenden Saison auf der nationalen Bühne trotz wiederholter personeller Rotation bereits ihre Muskeln spielen lassen. Das Anschwimmen in der Schöneberger Schwimmsporthalle am Sachsendamm steigt um 16 Uhr, und aufgrund kann der guten Tordifferenz beider Teams kann der Sieger der Partie auch für einen längeren Zeitraum auf die Tabellenführung hoffen.

In der Hauptstadt kommt es in der Liga mit Spandau 04 (derzeit 6:0 Punke) gegen Waspo (6:0) zu einem ersten Duell von zwei der drei designierten Medaillengewinner, und die Beobachter sind gespannt. National sind beide Teams mit ihren teilweise neuformierten Teams bisher noch nicht ernsthaft gefordert worden: Die Niedersachsen haben in der DWL bisher sogar erst ganze neun Gegentreffer in drei Spielen hinnehmen müssen, und Spandau hat Vorjahresfinalist ASC Duisburg (ebenfalls 6:0 Punkte) im nationalen Supercupduell zudem gleich mit 12:4 abgefertigt. Auch international haben sich beide Teams in der laufenden Saison bereits als hartnäckige Kontrahenten erwiesen, als sie gegen die Meister Spaniens (Spandau) bzw. Ungarns (Waspo 98) jeweils nur knappe Niederlagen hinnehmen mussten.

Das Spandau-Waspo-Duell ist bereits von 1991 bis 1993 und 2002 bis 2002 zweimal das absolute Nonplusultra im deutschen Vereinswasserball gewesen, allerdings geht es aus Sicht der Gäste im „Wohnzimmer“ des Berliner Wasserballs nicht nur um Punkte, sondern auch den psychologischen Aspekt eines Sieges gegen den Rekordmeister: Seit der Endspielserie des Jahres 2002 hat Waspo nicht mehr gegen den Ausnahmeklub aus der Bundeshauptstadt gewinnen können. Auch in den vergangenen beiden Jahren konnte diese Negativserie trotz der personellen Verstärkungen der Hannover, die mittlerweile sogar fünf ehemalige Spandauer in ihren Reihen haben, bisher nicht gestoppt werden. Teilerfolge gab es im vergangenen Jahr mit einem 10:10-Unentschieden beim damaligen Hinspiel in Hannover sowie der Endspielniederlage im DSV-Pokal nach Fünfmeterwerfen, aber eben keinen Sieg. Spandau hat seit 2007 zudem national gegen keine andere Mannschaft als den ASC Duisburg verloren.

Psychologie ist daher ein Teilaspekt des Wochenendes: „Wir wissen, dass Waspo vom Sieg träumt. Unser Job wird es sein, ihnen diesen Traum wieder mal zu vermiesen. Wir sind bereit“, verspricht Spandaus Manager Peter Röhle, und die Berliner sind Herausforderungen gewöhnt. Dass der Kopf auch eine Rolle spielt, mussten die Niedersachsen im vergangenen Sommer zu anderer Gelegenheit schmerzlich im Halbfinale erfahren, als sie auf dem Weg in die anvisierte Finalserie vorzeitig gegen den ASC Duisburg auf der Strecken blieben und das erhoffte Titelduell vorzeitig platzte. Inzwischen haben beide Teams ihre Stammformationen auf mehreren Formationen verändert, dieses vornehmlich aus dem Ausland. Die Entscheidungen waren dem Vernehmen nicht nur den vor eineinhalb Jahren gelockerten Ausländerregeln geschuldet: „Auf dem deutschen Markt war es unmöglich für uns, uns zu verstärken“, sagt Waspo98-Trainer Karsten Seehafer und wirft damit eine Thematik auf, die auch andere DWL-Vereine in der Saisonplanung betroffen haben. Waspo wie auch Spandau machen zudem beide keinen Hehl daraus, da sie auch international mitspielen wollen.

Das Duell um die Tabellenspitze und die ersten „big points“ der Saison ist daher auch eine Frage von Führungs- und Schlüsselspielern, zumal beide Teams auch hier neue interessante Namen aus dem Ausland präsentieren, die beide die Zuschauer in ihren Bann ziehen können: Mehdi Marzouki (Spandau) gegen Aleksandar Radovic (Waspo 98) könnte das Duell des Tages lauten, zumal beide Akteure bereits Spiele im Alleingang entscheiden. „Meistens entscheiden bei Spitzenspielen die Torhüter“, hat Sören Mackeben, ehemaliger Spieler beider Teams und jetzt auch Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft, seine Privattheorie (diese allerdings anläßlich einer Spandau-Duisburg-Partie geäußert). Bei dieser Sichtweite würde das Duell zwischen Spandaus Ungarn Laszlo Baksa und dem deutschen Nationalspieler Roger Kong auf hannoverscher Seite nicht nur in der Blickpunkt rücken, sondern zum Gradmesser der Partie werden.

Doch auch dieses brisante DWL-Duell ist für die beiden Rivalen nur Zwischenstation, da es die beiden einzigen verbliebenen deutschen Vertreter in den internationalen Wettbewerben sind: Spandau hat lädt am kommenden Mittwoch ebenfalls hier in Schöneberg zum ersten von fünf Champions League-Heimspielen gegen Griechenlands Meister Olympiakos Piräus (19:30 Uhr), und die in der laufenden Saison bereits achtmal aktiven Niedersachsen gastieren in im Viertelfinale des Euro Cups auswärts beim ungarischen Vertreter Szegedi VE. Doch auch bei der Generalprobe gibt es morgen Nachmittag nichts zu verschenken…