Nationalmannschaft

Was gibt es Neues?

Drei Favoriten und viele Fragen

 

Mit ziemlich genau elf Monaten Verspätung wird am Sonntagmittag nun endlich das Olympiaqualifikationsturnier der Männer angeschwommen: Zwölf Mannschaften, darunter gleich zehn Teams aus der Männer-Hochburg Europa, kämpfen in Rotterdam (Niederlande) um die letzten drei der lediglich zwölf Startplätze beim Olympiaturnier in Tokio (Japan). Zu den in der niederländischen Bewerbern gehört auch die DSV-Auswahl, die in der Vorbereitung nur ein offizielles Länderspiel bestreiten konnte und zum morgigen Turnierauftakt auf Gastgeber Niederlande (16 Uhr) trifft. Doch nicht nur aus deutscher Sicht stehen hinter der Veranstaltung viele Fragezeichen – die Ungewissheit ist vielleicht größer als je zuvor.

Als Favoriten auf die drei Tokio-Plätze gelten die drei großen Wasserball-Nationen Kroatien, Montenegro und Griechenland, die seit 1980 (Griechenland) bzw. dem internationalen Debüt als unabhängige Staaten 1996 (Kroatien) und 2008 (Montenegro) ununterbrochen auf der olympischen Bühne vertreten gewesen sind. Griechenland und Montenegro haben zudem bereits Anfang des Jahres als beste Teams beim Europafinale der Weltliga in Debrecen (Ungarn) überzeugen können, so dass nicht nur Bundestrainer Hagen Stamm (Berlin) hofft, dass die beachtliche Frühform nicht bis Rotterdam anhält. Kroatien wurde beim Jahresauftakt dagegen nur Siebter, konnte allerdings unter der Woche im heimischen Zagreb das letzte Testspiel mit 14:10 gegen die USA gewinnen.

Die Balkanteams konnten kontinuierlich spielen, mussten allerdings ihre Vorbereitung mehrfach für Ligaverpflichtungen unterbrechen, zudem hat die weiterhin anhaltende Corona-Pandemie vieles durcheinandergebracht. So konnte die DSV-Auswahl lediglich ein offizielles Spiel bestreiten können, andere Nationen sogar gar keins. Auch die Vorbereitungspläne anderer Nationen wurden empfindlich durcheinandergewirbelt: Dieses kulminierte vor Wochenfrist in der verweigerten Einreise der brasilianischen Mannschaft zum gemeinsamen Vorbereitungslehrgang nach Deutschland. Die DSV-Auswahl musste zudem zwei ihrer vier Vorbereitungsmaßnahmen massiv umstellen, konnten sich aber seit Anfang Januar zumindest intensiv hinter den Warendorfer Kasernenmausern vorbereiten. Insgesamt kämpfen alle Teams mangels internationaler Tests aber mit der Ungewissheit über die eigene Spielstärke.

Ein weitere Unbekannte für Rotterdam bleibt Corona: Zuschauer sind nicht zugelassen; alle Teilnehmer werden regelmäßig getestet, und bei drei positiven Tests unter den Mannschaftsgliedern (einschließlich Betreuerstab) wird die Mannschaft vom weiteren Turnierverlauf ausgeschlossen. Die DSV-Verantwortlichen haben daher im Vorfeld penibel auf das Hygieneprotokoll geachtet und werden auch vor Ort kein Risiko eingehen. Graue Theorie ist das nicht: Bei der Handball-Weltmeisterschaft Anfang des Jahres in Ägypten (bei allerdings weniger strengen Regeln) wurden vom Weltverband gleich drei Teams ausgeschlossen, allerdings ging parallel dazu das Olympiaqualifikationsturnier der Wasserball-Frauen in Triest (Italien) problemlos über die Bühne.

Zum Modus: Gespielt wird wieder in zwei Sechsergruppen. Zum Einzug in das am kommenden Freitag anstehenden Viertelfinale muss in diesen zunächst Platz vier erreicht werden, was insbesondere in der als „Mini-EM“ geltenden „deutschen“ Gruppe B jenseits von Kroatien durchaus als Herausforderung gilt. Sollte es nicht ein Nachrückerflut für Tokio geben, muss dann das Viertelfinalduell wie schon 2012 und 2016 in jedem Fall gewonnen werden. Die vier dortigen Sieger spielen am Sonnabend im Halbfinale und dann am Sonntag im Spiel um Platz drei die drei Olympiatickets aus. Es heißt also, von Tag zu Tag denken: Der nächste Gegner ist der schwerste, und letztlich werden die Olympiatickets an den letzten drei Tagen in zumindest zwei zu gewinnenden Spielen vergeben.

Im Gegensatz zu den Welt- und Europameisterschaften wie auch den Olympischen Spielen steht jeden Tag ein Spiel auf dem Programm, so dass sich eine punktgenaue Vorbereitung auf die hohe Belastung besonders rechnen könnte. Auch die Deutschen müssen angesichts der Auslosung Flagge zeigen: Nach der Auftaktpartie gegen den Gastgeber Niederlande trifft die DSV-Auswahl in den Vorrundenspielen der Gruppe B auf Frankreich (Montag, 14:30 Uhr), Russland (Dienstag, 17:30 Uhr), Rumänien (Mittwoch, 13 Uhr) und den Gruppenfavoriten Kroatien (Donnerstag, 20:30 Uhr), wobei für den Einzug in die bereits am Freitag startenden K.o.-Spiele ein Platz unter den besten Vier der Gruppe unabdingbar ist. Der Weltschwimmverband FINA bietet unter www.finatv.live/en (kostenpflichtig) Livestreams aller Partien.

 

Olympiaqualifikationsturnier 2020 in Rotterdam (Niederlande)

Vorrundengruppen

Gruppe A
Georgien
Türkei 
Kanada
Brasilien
Montenegro
Griechenland

Gruppe B
Kroatien
Niederlande
Frankreich 
Russland
Deutschland
Rumänien 

 

Auszug Spielplan

Sonntag, den 14. Februar 2021
16:00 Niederlande – Deutschland

Montag, den 15. Februar 2021
14:30 Deutschland – Frankreich

Dienstag, den 16. Februar 2021
17:30 Russland – Deutschland

Mittwoch, den 17. Februar 2021
13:00 Rumänien – Deutschland

Donnerstag, den 18. Februar 2021
20:30 Kroatien – Deutschland

Freitag, den 19. Februar 2021
ab 14:00 Uhr Viertelfinale

Sonnabend, den 20. Februar 2021
ab 14:00 Uhr Platzierungsspiele 5/8 und Halbfinale

Sonntag, den 21. Februar 2021
ab 12:00 Uhr Platzierungs- und Medaillenspiele

Wettkampfstätte: Zwemcentrum, Annie M. G. Schmidtplein 8, 3083 NZ Rotterdam, Niederlande
Veranstaltungshomepage: www.oktwaterpolo2020.nl
Livestream: www.finatv.live/en (Bezahlschranke) 

Foto: Deepbluemedia/Giorgio Scala