Was gibt es Neues?

Doppel-Meister, Pokal-Historien, Triple-Gewinner …

Vor wenigen Monaten schien es noch undenkbar, doch selbst im Corona-Sommer 2020 konnte noch ein deutscher Wasserball-Meister ausgespielt werden, und im Gegensatz zu anderen Mannschaftssportarten gelang dieses sogar auch unter Zuschauerbeteiligung bei der Titelvergabe. Der dritte Meisterwechsel in Folge binnen dreier Jahre bescherte zum einen weiter anhaltenden Gigantenkampf, die viele andere Sportarten derzeit vermissen lassen, und hat zum anderen auch wieder interessante Randgeschichten produziert.

Bei der anschließenden Meisterfeier in Hannover war anders als beim Titelgewinn 2018 im Stadionbad diesmal eine Freibadparty im Volksbad Limmer angesagt. Nach Leerung sämtlicher Getränkevorräte und dem Verzehr von 40 zwischenzeitlich bestellten Pizzen ging es gegen Mitternacht direkt nebenan auf der Vereinsanlage des Fußball-Kreisligisten SG Limmer weiter. Die ganz Unentwegten ließen anschließend noch einen Streifzug durch die als Partymeile bekannte Lindener Fußgängerzone folgen. Tags darauf stand eine längere Grillparty in der hannoverschen Nordstadt auf dem Programm, in der die Mehrzahl der Waspo98-Akteure wohnt.

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Hannovers Titelgewinn produzierte erstmals auch einen nationalen Doppelmeister binnen weniger Wochen mit gleich zwei der aktuellen Champions League-Vereine: Noch Ende Juli war Waspo98-Neuzugang Marko Macan mit Traditionsklub Jug Dubrovnik Titelträger in Kroatien geworden. Im Lande des Olympiazweiten wird die Meisterschaft seit mehr als einem Jahrzehnt nur noch in Play-off-Form im Anschluss an die Spiele der im April endenden Adria-Liga ausgespielt. Nach der mehrmonatigen Corona-Pause hatte der kroatische Dachverband HVS seine Titelkämpfe in gewohnter Form durchgeführt, der diese nicht einmal neu ausschreiben musste.

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Ein Star des langen Abends war auch der traditionsreiche Meisterpokal, dessen Historie außerhalb von Berlin nur wenig geläufig ist: Bei dem auf der Spitze der Trophäe platzierten Ball handelt es sich um den galvanisierten Lederball, mit dem die deutsche Mannschaft 1928 in Amsterdam (Niederlande) mit einem 5:2-Finalsieg in der Verlängerung über Ungarn Olympiasieger geworden ist. Wie überliefert worden ist, hatte dieser den Zweiten Weltkrieg in München unter einem Sofa überstanden und war 1949 vom SV München 99 als ewiger Wanderpreis gestiftet worden. Eine der dortigen Plaketten erinnert an den Goldmedaillengewinn von 1928 und die erfolgreichen Spieler, darunter Fritz Gunst (heute noch bekannt durch den Gunst-Pokal) und Karl Bähre vom Waspo98-Vorläufer Wasserfreunde Hannover. Es war nicht nur der erste Olympiasieg, sondern auch der erste Welttitel Deutschlands in einer olympischen Mannschaftssportart überhaupt.

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Der Wechsel des Titelträgers hat am Mittwochabend zugleich drei weiteren Spielern den Eintritt in jenen illustren Klub der nationalen Triple-Gewinner mit Meisterschaft, Pokalsieg und Supercup beschert, der bisher nur als Akteuren der Wasserfreunde Spandau 04 und Waspo 98 Hannover besteht. Neu sind hier jetzt mit Kevin Götz, Reiko Zech und Fynn Schütze immerhin drei gleich deutsche Akteure. Dieses Triple war bisher mit zwei Schwierigkeiten behaftet: Seit 1979 sind 37 der 42 vergebenen deutschen Meisterschaften von Spandau 04 errungen worden. Der erst 1979 eingeführte Supercup hat bei der Ausspielung wiederholt Unterbrechungen erfahren und wurde zudem mit Spandau und Waspo bisher lediglich von zwei Vereinen gewonnen.

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Der Waspo98-Sieg bescherte ebenso eine biographische Note mit einer Anknüpfung zum hannoverschen Titelgewinn von 1993 an gleicher Stelle: Linkshänder Fynn Schütze trat mit dem Finalerfolg zugleich in die Fußstapfen seines Onkels Dirk Schütze, der 27 Jahre zuvor zum nicht nur Titelgewinn beigetragen, sondern und sogar zu den zentralen Figuren im Spiel der Niedersachsen gezählt hatte. Der großgewachsene Neffe hatte sich in den beiden ersten Endspielen, die zu einer 2:0-Führung der Niedersachsen geführt hatte, jeweils in die Torschützenliste des Siegers eingetragen.