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Deutschland auf WM-Kurs

Deutschlands Wasserballer schwimmen beim Weltcup in Berlin auf Halbfinal- und WM-Kurs: Zwar unterlag die Auswahl des Deutschen Schwimm-Verbandes in ihrem letzten Gruppenspiel mit 9:10 (1:2, 3:3, 3:3, 2:2) gegen den WM-Siebten Australien, geht aber trotzdem als Gruppenerster in die am Freitag anstehenden Viertelfinalduelle. Hier trifft die Mannschaft von Bundestrainer Hagen Stamm (Berlin) von 20:30 Uhr an auf Wunschgegner Südafrika, der in der Parallelgruppe mit drei Niederlagen und 11:61 Toren siegloser Letzter geworden ist.

Selten wurde eine Niederlage im deutschen Wasserball derart bejubelt wie im heutigen letzten Gruppenspiel gegen Australien: Allerdings war bereits vor dem ersten Anschwimmen allen Akteuren bekannt, dass der DSV-Auswahl bereits ein Tor Rückstand für den wichtigen ersten Platz reichen würde. Deutschland, Ungarn und Australien waren wie vorher durchgerechnet damit nach der Vorrunde mit jeweils zwei Siegen und einer Niederlage punktgleich, allerdings sprach im Direktvergleich aller drei Teams die dortige Tordifferenz für die Lokalmatadoren. Aufgrund der für Außenstehende etwas gewöhnungsbedürftigen FINA-Regularien rutschte Australien sogar noch auf Rang drei ab und trifft im Viertelfinale damit auf Weltmeister Kroatien. Die deutsche Mannschaft wäre übrigens auch nach den anders gehaltenen LEN-Regeln Gruppenerster gewesen. 

Die Spannung war knisternd und über die volle Spielzeit regelrecht zum Greifen: Der EM-Neunte führte vor 600 Zuschauern in der Schwimmhalle an der Landsberger Allee einzig beim 1:0 durch Marko Stamm (5), danach kam fast durchweg das nervenaufreibende Szenario „Führung Australien, Ausgleich Deutschland“ und damit ein regelrechtes Wechselbad der Gefühle zur Anwendung. Noch enger wurde es im dritten Abschnitt, als Australien direkt nach dem Anschwimmen mit 6:4 in Führung ging und damit die DSV-Auswahl zu diesem Zeitpunkt in der imaginären Zwischentabelle auf Rang zwei zurückwarf.

Allerdings antworteten Timo van der Bosch und Julian Real in dieser Phase mit einem Doppelschlag zum abermaligen 6:6-Ausgleich (20.) und konnte gegen den WM-Siebten auch recht konstant weiterspielen. Zittern war in der ebenso aktions- wie abwechslungsreichen Partie daher auch in der Schlusssekunden angesagt: 62 Sekunden vor dem Ende gab es ein gellendes Pfeifkonzert von den Rängen, als Maurice Jüngling beim Stande von 9:10 eine umstrittene Zeitstrafe kassierte. Allerdings landete der letzte Wurf der Australier gegen einen erneut gut aufgelegten Moritz Schenkel diesmal am Innenpfosten, und eine halbe Minute später kannte der Jubel im deutschen Lager keine Grenzen mehr. 

Die letzte Szene war vielleicht auch ausgleichende Gerechtigkeit für zwei Szenen, in denen die Deutschen weniger Glück hatten: Im ersten Spielviertel wurde den Deutschen ein Überzahltreffer weggepfiffen, weil ein Schiedsrichter während des Wurfes eine weitere Zeitstrafe gegen Australien verhängt hatte. Regulär aber unglücklich war zudem die 8:7-Führung Australien, die zwei Sekunden vor dem Ende des dritten Spielviertels fiel und damit den Druck abermals erhöhte.

Die deutsche Mannschaft bestach wie schon gegen Ungarn und Japan mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung, wobei sich Marko Stamm, Julian Real, Dennis Eidner (alle 2), Ben Reibel, Timo van der Bosch und Mateo Cuk die Tore teilten. Deutschland musste heute ohne Stammkraft Tobias Preuß antreten, der sich im Japan-Spiel eine Überdehnung im Ellbogen zugezogen hatte und sich in Behandlung befindet. Für die erstmalige WM-Teilnahme einer deutschen Mannschaft seit 2013 reicht in jedem Fall bereits Platz vier, und diesen können die Deutschen am Freitagabend mit dem günstigen Los gegen Südafrika ohne weitere Rechenspiele aus eigener Kraft sicherstellen.