Was gibt es Neues?

Der Griff nach dem Viertelfinalticket von Baku

Ein beinahe „Alles-oder-Nichts“-Szenario wartet heute auf die Deutschlands U17-Junioren bei den ersten Europaspielen hier in Baku (Aserbaischan): Um 15 Uhr deutscher Zeit trifft die Sieben von Trainer Sebastian Berthold (Freiburg) zum Auftakt der KO-Phase bei den dortigen Überkreuzduellen der Gruppenzweiten- gegen jeweils einen –dritten auf die Slowakei, und im Falle eines Sieges stünde der Nachwuchs des Deutschen Schwimm-Verbands (DSV) nicht nur im Viertelfinale von Baku, sondern erstmals seit 2006 wieder unter den besten acht Mannschaften Europas.

Überkreuzspiele der Gruppenzweiten gegen die –dritten gibt es bei Junioren-Europameisterschaften seit 2006. Davor waren die Tabellenzweiten der vier Vorrundengruppen jeweils automatisch in die Runde der letzten Acht eingezogen, allerdings hatte dieses den auf vorherigen Meisterschaften beruhenden Setzlisten wie auch der Auslosung der jeweils aktuellen Veranstaltung einen zu großen Einfluss eingeräumt. Der aktuelle Modus erhöht die Dramatik und trägt auch dem sportlichen Leistungsvermögen der Gegenwart Rechnung, allerdings haben die Deutschen hiervon seit 2006 (Platz sieben mit der damaligen U19 im rumänischen Oradea) nicht profitieren. Seitdem wurden diese Überkreuzspiele samt und sonders verloren. 2008 waren die Spieler des 1991er-Jahrgangs einmal sogar als Vorrundenzweiter in die Partie gegangen, mussten dort aber nach einem ungünstigen (und auch geänderten) Spielplan gegen Italien die Segel streichen.

Heute Nachmittag soll nun in dem prächtigen Rahmen dieser ersten Europaspiele diese Schwarze Serie beendet werden. Leicht wird es angesichts der Leistungsdichte im europäischen Spitzenwasserball auch diesmal nicht werden, doch die Chancen stehen aus deutscher Sicht nicht schlecht: Die Auslosung des 16-Nationen-Turniers von Baku war relativ günstig, der DSV-Nachwuchs der Jahrgänge 1998 hat sich spielerisch bisher gut verkauft, und vor allem: Die Berthold-Sieben kann als Vorrundenzweiter ins Becken steigen und ist damit in diesem absolut neuralgischen Duell den großen Nationen des Weltwasserballs noch einmal aus dem Weg gehen. Der Sieger steht nicht nur in den besten Acht von Baku und darf sich auch weiterer medialer Aufmerksamkeit erfreuen, sondern hat die Qualifikation für die U17-Europameisterschaft 2017 nebst einem besseren Setzlisten sicher. Auch die Qualifikation für die U18-Weltmeisterschaft 2016 in Montenegro rückt näher, nachdem die deutsche Teams hier 2012 und 2014 bei den beiden ersten Veranstaltungen jeweils nur Zuschauer gewesen sind.

Von Statistiken und vermeintlichen Vorteilen will Bundestrainer Sebastian Berthold bis zum heutigen Anschwimmen allerdings absolut gar nichts wissen: „Da wird ein ganz harter Kampf“, ist sich der Freiburger sicher. Nicht zu vergessen: Auch der heutige Kontrahent ist mit der Ansetzung dieser Runde sehr zufrieden sein, da auch dieser einer der großen Wasserball-Nationen aus dem Weg gehen kann und damit seine Chance auf einen Viertelfinalplatz suchen wird. Auch für die Spieler aus Osteuropa ist die heutige Ansetzung eine Riesenchance, wobei auf den DSV-Nachwuchs ein absolut unbequemer Gegner wartet: Slowakische Teams spielen traditionell einen recht körperbetonten Wasserball, der wiederholt schon in wichtigen Spielen auch deutschen Junioren- und Männer-Mannschaften zum Verhängnis geworden ist.

Im bisherigen Saisonverlauf konnten die Deutschen auch die bei den Direktvergleichen mit dem Kontrahenten bei den Vier-Nationen-Turnieren in Novaky (Slowakei) und Stuttgart gewinnen. Die jüngste Partie am Neckar hatte einen ungefährdeten 17:12-Erfolg gebracht, allerdings mag Berthold dieser Partie einen nicht allzu hohen Stellenwert beimessen: „Da haben bei der Slowakei ein Center und ein Linkshänder gefehlt“, sagte der DSV-Coach, der damals seinerseits zudem auf Blessuren einiger deutscher Akteure hatte Rücksicht nehmen müssen. Neben spielerischen Vorteilen und vielleicht auch nur den Nerven könnte nach drei schweren Spielen in drei Tagen aber auch die Kraftfrage entscheiden werden, zumal die Slowaken gut sieben Stunde länger Pause gehabt haben. „Vier Stunden Busfahren täglich nehmen unsere Haupttätigkeit hier ein“, sagte Berthold. Damit sieht sich das deutsche Team einen bei großen Veranstaltungen nicht ungewohntem Problem gegenüber, das alle Teams weitere Kraft kostet.

 

Die Ansetzungen des heutigen Tages mit den Überkreuzduellen

Dienstag, den 16. Juni 2015
10:30 Ukraine – Türkei 9:11 – Plätze 13 – 16
12:15 Aserbaidschan – Malta 8:7 – Plätze 13 – 16

14:15 Russland – Montenegro 11:8 – Achtelfinale
16:00 Griechenland – Frankreich – Achtelfinale
18:00 Deutschland – Slowakei – Achtelfinale
19:45 Serbien – Rumänien – Achtelfinale

Kroatien, Spanien, Ungarn und Italien stehen als Gruppensieger der Vorrunde direkt im morgigen Viertelfinale!