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Cannstatt verliert, Wörn mit rekordverdächtigem Auftritt

Der SV Cannstatt unterlag im ersten Spiel um Platz 13 in der Schlusstabelle der Deutschen Wasserball-Liga (DWL) dem Süd-Konkurrenten SC Neustadt mit 7:10 (0:3, 3:2, 2:3, 2:2). Vor dem Rückspiel am kommenden Sonnabend an der Weinstraße hat der SVC nur noch geringe Chancen, das Ruder noch herumzureißen. Das Rückspiel steigt bereits am Sonnabend um 19 Uhr im Stadionbad Neustadt, wobei die Gastgeber mit dem Drei-Tore-Vorsprung der ersten Partie ins Rennen gehen werden.

Allerdings misst man beim SVC dieser Begegnung auch nur noch eine geringe Bedeutung bei. Die Cannstatter nutzten mehr oder weniger durch eine Krankheitswelle gezwungen die Gunst der Stunde und setzten mehrere U17-Nachwuchsspieler ein, die vor Wochenfrist deutscher Vizemeister ihrer Altersgruppe geworden waren.

Wenn der Vater mit dem Sohne: Das hat man in der Deutschen Wasserball-Liga nicht alle Tage, dass der Vater gemeinsam mit dem Sohn ins Wasser steigt. Nach dem Ausfall von Stammtorhüter Florian Pirzer (Stimmbandentzündung) und des ohnehin langzeitverletzten Ersatztorhüters Milan Markovics überraschten die Cannstatter: Im Tor wurde Ex-Nationaltorhüter Volker Wörn (49) nominiert. Und mit der Nummer 11 spielte sein Sohn Julius, Kapitän der Cannstatter U17.

Weitere U17-Spieler waren Filip Zugic, der bereits zu den Stammkräften der DWL-Mannschaft gehört, Tim Kraut, dessen Vater Thorsten in seiner aktiven Zeit einer der besten Centerverteidiger Deutschlands war und Mutter Tatjana eine erfolgreiche Schwimmerin, sowie Miles Müller, der damit seinem Bruder Evan in die erste Mannschaft nachfolgte. Beim SVC also war die Begegnung gegen Neustadt also eine sehr familiäre Angelegenheit.

Torhüter Wörn, der schon nach der Meisterschaft und dem anschließenden Rückzug aus der Bundesliga im Cannstatter Kasten ausgeholfen hatte, zeigt ein hervorragendes Spiel. Gute Torhüter verlieren wohl ihre Fähigkeiten kaum. Neustadts Angreifer bissen sich immer wieder die Zähne aus. Lohn der Mühe: „Spieler des Tages.“ Das dürfte zumindest rekordverdächtig für Wörns Altersklasse sein. Der nahm es nach dem Spiel mit viel Humor: „Das war ein sehr gutes Training für die Masters.“

Zuvor hatten die Zuschauer im Untertürkheimer Inselbad allerdings eine Begegnung gesehen, die aus spielerischer Sicht nicht in die Annalen des Wasserballsports eingehen muss. Die Neustädter waren zwar überlegen und konnten im ersten Viertel zudem davon profitieren, dass die Cannstatter in dieser Besetzung noch nie gespielt hatten, danach konnte SVC die Partie ausgeglichen gestalten. Die Cannstatter vergaben dazu noch jede Menge Überzahlchancen und gerade den jungen Spielern fehte in der einen oder anderen guten Situation der Mumm, den Abschluss zu suchen und spielten stattdessen noch einen oftmals überflüssigen Pass.

Trainer Jovan Radojevic wusste nach dem Abpiff nicht, was er sagen sollte: „Einerseits hatten wir hinten einen Super-Torhüter mit Volker, andererseits haben wir im Angriff viel zu viele Chancen vergeben.“ Das war aber bereits in der ganzen Saison Manko der Cannstatter, die oftmals im Angriff zu wenig dynamisch spielten und insbesondere eine sehr schlechte Überzahlquote hatten. Mit Blick auf die erstmals eingesetzten U17-Spieler erklärte Radojevic: „Der Schritt von der U17 zu den Aktiven ist für viele Spieler noch riesengroß.“ Man wird aber andererseits in Cannstatt kaum erwarten können, dass der „Kindergarten“ des SVC sofort erstligareif ist. Vor allem bei der Dynamik und im körperlichen Bereich liegen doch noch große Abstände zwischen den Jugendligen und der Bundesliga. Der SVC hatte aber sicher den richtigen Weg gewählt und versucht, mit Nachwuchskräften gerade bei einem Spiel, das kaum noch einen Einfluss auf die Saison hat, zu experimentieren.

Beim DSV sollte man sich aber sowohl hinsichtlich des Formats als auch mit Blick auf die Terminierung der Spiele Gedanken machen: Ein Spiel, das – flapsig ausgedrückt – nicht einmal um die goldene Ananas, sondern die hölzerne Ananas geht, ist nicht geeignet, die Mannschaften zu motivieren. Wenn dann auch noch die Ansetzung unter der Woche auf 19:30 Uhr erfolgt (wobei es ziemlich unerheblich sein dürfte, mit welcher Anschwimmzeit) ist vorprogrammiert, dass die Zuschauerresonanz ein Maß annimmt, dass die Vorstellung der Mannschaften länger dauert, als wenn man die Zuschauer einzeln und namentlich vorgestellt hätte. Warum man hier nicht zwei Mal Sonnabends oder am gleichen Wochenende Sonnabend/Sonntags spielen kann, bleibt das Geheimnis der Spielplanverantwortlichen.

 

Deutsche Wasserball-Liga 2015/2016

Spiele um Platz 13 (Hin- und Rückspiel)

Mittwoch, den 15. Juni 2016
19:30 SV Cannstatt – SV Neustadt 7:10 (0:3, 3:2, 2:3, 2:2)

Sonnabend, den 18. Juni 2016 (Spiel 2)
19:00 SC Neustadt – SV Cannstatt (Stadionbad)