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Cannstatt stößt Tür zum Klassenverbleib auf

Überraschungserfolg für den SV Cannstatt: Im ersten Spiel des Play-Down-Halbfinales der Deutschen Wasserball-Liga (DWL) bezwang der SVC  in seinem Ausweichquartier Bietigheim den Favoriten Wedding mit 11:7 (1:1, 4:1, 1:2, 5:3). Der SVC hat nun am kommenden Wochenende bei den beiden Rückspielen in Berlin gleich zwei Mal die Chance, vorzeitig das rettende Ufer zu erreichen.

Beide Mannschaften begannen zurückhaltend. Cannstatt war vor allem drauf bedacht, das eigene Tor zu sichern und die Abwehr aufzubauen. Im Angriff war aber wenig Überraschungsmoment und Druck erkennbar. Die favorisierte Mannschaft aus Wedding konnte daraus aber keinen Profit schlagen. Zu unpräzise und drucklose wurde gegen das SVC-Tor angeschwommen. Und wenn ein Spieler von Wedding einmal zum Torschuss kam wurde dieser vom gut aufgelegten SVC-Schlussmann Milan Markovics entschärft.

Erst 36 Sekunden vor dem Ende des ersten Spielabschnitts dann die wirklich gefährliche Aktion von Wedding, die Philipp Kotowski zur 1:0 Führung abschloss. Der zweite Treffer der Partie direkt vom Wiederanpfiff weg gelang dann auch einem Berliner – allerdings spielt Marton Sarosi seit dieser Saison beim SVC. Mit 1:1 ging es denn auch in die erste Viertelpause. FINA-Schiedsrichter Uli Spiegel, der gemeinsam mit Robert Kovacs die Begegnung leitete, bemerkte nach dem Schlusspfiff: „Das habe ich auch selten erlebt, nur zwei Tore und keine Hinausstellung in einem Viertel.“

Der zweite Spielabschnitt begann dann als Spiegelbild des ersten. Dreieinhalb Minuten offener Schlagabtausch ohne greifbares Ergebnis. Doch dann brach SVC-Centerverteidiger Uros Fabic den Bann und traf aus der Distanz zum 2:1. Im Anschluss konnte Wedding nach der ersten Zeitstrafe des Spiels gegen Cannstatts Marton Sarossi zwar nochmals zum 2:2 ausgleichen, aber der Bann beim SVC war gebrochen. Deni Cerniar, Routinier Milosav Aleksic und nochmals Cerniar brachten Cannstatt noch vor der Halbzeitpause mit 5:2 in Führung.

Nach dem Seitenwechsel konnte der SVC in Überzahl zunächst durch Milosav Aleksic auf 6:2 erhöhen. Doch dann hatte Wedding seine stärkste Phase im Spiel. Innerhalb von nur einer Spielminute verkürzten die Berliner durch Balaban und Knoop auf 6:4. Das Spiel drohte zu kippen. Doch die Schwaben hatten genug Selbstvertrauen, die Abwehr zu stabilisieren. Wichtig, dass sie in dieser Phase auch noch eine Zeitstrafe ohne Gegentreffer überstehen konnten.

Im Schlussabschnitt wurde die Begegnung dann hitziger, Cannstatt zunächst weiter am Drücker mit dem 7:4 durch Marton Sarosi. Das Schiedsrichtergespann musste durchgreifen, es gab Zeitstrafen auf beiden Seiten. Doch die Cannstatter Abwehr stand souverän. Der SVC konnte im Gegenzug durch Kapitän Lennart Löscher auf 8:4 ebenfalls in Überzahl erhöhen. Bei vier Minuten verbleibender Spielzeit fast schon eine Vorentscheidung. Nochmal überstanden die Cannstatter zwei Unterzahlspiele ohne Gegentreffer, konnten sogar durch Deni Cerniar auf 9:4 erhöhen.

Ex-Nationalspieler Sören Mackeben am Beckenrand von Wedding zog nochmals alle Register, beorderte einen Spieler direkt vor das Cannstatter Tor – im Wasserball gibt es ja kein dem Fußball direkt vergleichbares Abseits. Das brachte die Cannstatter etwas aus dem Konzept, aber nicht mehr spielentscheidend. Zwar konnten die Berliner noch Nadelstiche setzen aber der SVC hatte durch Treffer von Milosav Aleksic und Uros Fabic beim Schlusspfiff mit 11:7 deutlichen Vorsprung.

Robert Bleich, der für den gesperrten Andras Feher als Chefcoach auf den Cannstatter Bank Platz genommen hatte, war nach dem Spiel sichtlich erleichtert: „Mir ist ein riesiger Stein vom Herzen gefallen.“ Mit dem Spiel seiner Mannschaft war er zufrieden. „Die Jungs haben das gespielt, was wir vereinbart hatten. Wir wollten zunächst unbedingt die Abwehr stabilisieren. Das hat geklappt.“ Bleich, Mitglied des Trainerstabs der Nationalmannschaft Montenegros, die zur Weltspitze gehört, legte besonderen Wert auf die mannschaftliche Geschlossenheit. „Die Mannschaft ist jetzt eine eingeschworene Truppe. Sie spielt aus einem Guss.“

Mit Blick auf die anstehenden Rückspiele in Berlin hängt Bleich den Korb aber tiefer. „Wir dürfen jetzt nicht überheblich werden. Unsere Chancen stehen 50:50 einmal in Berlin zu gewinnen.“ SVC-Kapitän Lennart Löscher unterstreicht das. „Das war zwar ein wichtiger Erfolg, der aber noch gar nichts bedeutet“, so der 21-jährige. Aber der SVC sieht auch seine Chance. „Die Trainer haben uns in den letzten Wochen hart rangenommen. Jetzt ist die Mannschaft heiß“, erklärt Löscher.

Auf alle Fälle hat der SV Cannstatt für das kommende Wochenende in Berlin schon eine Übernachtung gebucht. Auf der gezeigten Leistung können die Schwaben aber in allen Fällen aufbauen. (Uwe Umbach)