Was gibt es Neues?

Cannstatt rutscht auf den vorletzten Platz

Der SV Cannstatt kommt nicht in Tritt. Am vierten Spieltag der Deutschen Wasserball-Liga (DWL) unterlagen die Schwaben im heimischen Inselbad der SG Neukölln mit 6:8 (1:2; 0:0; 4:3; 1:3). Die Cannstatter rutschten mit nur einem Sieg aus den ersten vier Spielen auf Platz Sieben der B-Gruppe ab und sind am kommenden Wochenende gegen den punktlosen Tabellenletzten Wasserfreunde Fulda nun unter Zugzwang.

Magerkost boten die beiden Mannschaften über weite Strecken den Zuschauern im Untertürkheimer Inselbad. Gerade in der ersten Spielhälfte brachten die beiden Bundesligisten kaum gefährliche Angriffe zustande. Dazu kamen noch erhebliche technische Unzulänglichkeiten auf beiden Seiten, die über weite Strecken die Partie prägten. Nicht einmal die berühmte Glücksfee half: Allein drei Lattentreffer des SVC im ersten Viertel und ein Schuss an die Innenkante des Pfostens, der dann auf der Linie liegenblieb. Mit dem für Wasserball-Verhältnisse ungewöhnlich torarmen Ergebnis eines 1:2 ging es in die Halbzeitpause. Erst im dritten Viertel nahm dann das Spiel Fahrt auf: das Spiel war spannend, nun fielen auch Tore, aber das technische Niveau ließ weiter zu wünschen übrig. Die Cannstatter, die von Anfang an einem Vorsprung der Neuköllner hinterherschwimmen mussten, konnten bis zum 5:5 ausgleichen.

Doch wie bereits im Spiel gegen Duisburg 98, als die Schwaben einen 4:8-Rückstand aufholten, waren sie nicht in der Lage, diese Aufholjagd fortzusetzen und den Ausgleich dann in einen Erfolg umzumünzen oder wenigstens ein Unentschieden aus der Partie mitzunehmen. Der SVC ließ Neukölln wieder ins Spiel zurückkommen und die Berliner bedankten sich mit der erneuten Zwei-Tore-Führung zum 5:7 aus Sicht des SVC. Zwar waren zu diesem Zeitpunkt noch viereinhalb Minuten zu spielen und Cannstatt kam im Gegenzug sogar zum 6:7-Anschlusstreffer, blieb danach aber viel zu unkonzentriert und entwickelte zu wenig Druck auf das Neuköllner Tor. Neukölln konnte 90 Sekunden vor dem Abpfiff erneut auf zwei Tore davonziehen, danach brachten die Schwaben keinen gefährlichen Angriff mehr zustande.

„Wir haben nicht das umgesetzt, was wir in der Mannschaftbesprechung vereinbart hatten“, kritisierte SVC-Coach Jovan Radojevic seine Mannschaft. „Wir haben Neukölln auf deren starken Seite zu viel Raum gelassen“, erläuterte er die geplante taktische Zielrichtung. Am Schluss standen die Cannstatter aber erneut mit leeren Händen da. „Jetzt wissen wir wo wir stehen“, war Radojevic daher auch nach dem Abpfiff ernüchtert. Die Zielsetzung, vor allem in den Heimspielen zu punkten, ist schon nicht mehr erreichbar – in drei Begegnungen gab es nur einen Sieg. Cannstatts Teammanager Jürgen Rüdt lobte zumindest den Kampfgeist der Mannschaft: „Sie haben alles gegeben“, erklärte das SVC-Urgestein. „Wir haben aber gewusst, dass diese Saison mit dieser Mannschaft nicht einfach werden wird“, erläuterte er. Aber dass es so schwierig werden würde, haben sich wohl die wenigsten Cannstatter gedacht.

Aus Sicht des SVC positiv ist, dass noch Luft nach oben bleibt. Neuzugang Novak Zugic kam nach abgeleisteter Sperre erstmals zum Einsatz, ihm fehlt aber offensichtlich noch die Spielpraxis. Sein jüngerer Bruder Filip ist im SVC-Centerspiel zwar ständiger Unruheherd, wird aber von seinen Mitspielern noch zu selten effektiv in Szene gesetzt. Anspiele kommen oft im falschen Augenblick, wenn Zugic noch durch einen zweiten Verteidiger abgeschirmt wird. Großer Lichtblick ist Domagoj Mijatovic. Der 20-jährige, der von Mladost Zagreb an den Neckar kam, ist pfeilschnell und immer brandgefährlich mit Zug auf das Tor. Er führt die SVC-interne Torjägerliste an. Aber auch seine Leistungen sind über ein Spiel betrachtet schwankend, viele leichtfertige Abspielfehler das Ergebnis der fehlenden Abstimmung innerhalb der Mannschaft. Hier hat der Cannstatter Coach einen großen Berg Arbeit vor sich. Als einen wichtigen Punkt sollte Radojevic das Umschalten in beide Richtungen in Angriff nehmen. Auffällig war, dass die Schwaben in der Vorwärtsbewegung zu viel Zeit vergeudeten und oftmals nur wenige Sekunden blieben, um den Abschluss zu suchen.

Für weitere Vorbereitungen und Einüben von Automatismen bleibt aber wenig Zeit. Am kommenden Wochenende steht der SV Cannstatt gegen den Tabellenletzten Wasserfreunde Fulda unter Druck: „Wir müssen jetzt in Fulda gewinnen“, hat Radojevic erkannt. Dabei dürften die Cannstatter in Fulda angesichts der bisherigen Saisonergebnisse Favorit sein. Aber die Nordhessen sind als schwimmstarke Mannschaft bekannt. In Fulda wird es aber ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten geben: Professor Andreas Hohmann, lange Jahre Trainer des SVC in den 1980er und 1990er Jahren ist zwischenzeitlich Präsident seines Heimatvereins in Fulda. Ein Gastgeschenk können die Cannstatter trotzdem nicht erwarten. (Uwe Umbach)

Tore Cannstatt: Domagoj Mijatovic (3), Milosav Aleksic (2) und Miro Tadin.