Was gibt es Neues?

Bericht Landesgruppe Nord zum NSV-Verbandstag 2025

2024 war für Norddeutschlands Wasserballer auf allen Ebenen wieder ein aufregendes Jahr: Im Männerbereich konnte Waspo 98 Hannover nach einjähriger Pause wieder deutscher Meister werden und damit zum fünften Mal binnen sieben Jahren den Titel in den Norden holen. Schiedsrichter Frank Ohme leitete im vergangenen Jahr bei der Weltmeisterschaft in Doha (Katar) als erster Deutscher seit 2003 das Endspiel des Männerturniers und wurde vom Weltschwimmverband AQUA mit den Olympischen Spielen in Paris (Frankreich) ebenso zum zweiten Mal nach 2021 für das größte Ereignis des Weltsports nominiert.

Muss sich der Norden mit seinen fünf Landesverbänden (Berlin, Sachsen-Anhalt und Brandenburg sind bereits seit 1998 in der nur beim Wasserball existierenden Landesgruppe Ost aktiv) sportlich nicht verstecken, so zeigt ein Vergleich mit dem beiden anderen Landesgruppen und dem Schwimmverband Nordrhein-Westfalen dennoch, dass der heimische Spielbetrieb mit erheblichen strukturellen Problemen kämpft. So mangelt es massiv an Standorten, die sich dem sportlichen Vergleich auf norddeutscher oder erst recht deutscher Ebene stellen. Angefangen mit Braunschweig, wird in gleich mehreren Großstädten (d. h. Orte mehr als 100.000 Einwohnern) Wasserball nur auf regionaler Ebene oder sogar gar nicht mehr gespielt.

Die strukturellen Probleme der Sportart setzen sich zum Leidwesen ihrer Anhänger auch im Bäderbereich fort: Während in der Landesgruppe Ost beispielsweise alle elf Erst- und Zweitligisten über 50-Meter-Schwimmhallen verfügen, kann im Norden teilweise nur in 25-Meter-Becken gespielt werden. Zudem sind wichtige Spielstätten oftmals nur schwer verfügbar oder mit hohen Nutzungsgebühren belegt. An einem unserer Traditionsstandorte (Georgsmarienhütte) kann während der Hallenzeit sogar nur trainiert werden. Zwar will der Weltschwimmverband zukünftig auch im Erwachsenenbereich nur noch auf 25-Meter-Feldern (bisher 30 Meter) spielen, doch würde dieses für den Bereich des NSV nichts an den Engpässen bei den Wettkampfstätten ändern.

Spielbetrieb

Das Standortproblem ereilt uns gleich zu Beginn der Rückschau: Größtes Sorgenkind bleibt unterhalb der Bundesliga mit den beiden NSV-Vertretern Waspo 98 Hannover und White Sharks Hannover die 2. Wasserball-Liga Nord der Männer, die aktuell wie auch in der vergangenen Saison nur von vier Vereinen aus drei Landesverbänden beschickt worden ist. Besonders betrüblich war der Teilnahmeverzicht des SV Poseidon Hamburg nach dem Bundesligaabstieg von 2023, allerdings schwächeln auch andere Traditionsvereine und -standorte. Titelverteidiger ist hier in Meisterschaft wie auch Pokalwettbewerb jeweils der Hamburger TB von 1862: Die Hanseaten haben sich über Jahre nach oben gekämpft, so dass seit 2024 nun ein gänzlich neuer Name beide Siegerlisten ziert.

Im Frauenbereich sind mit dem ETV Hamburg und Waspo 98 Hannover ebenfalls zwei NSV-Vertreter langjährig in der Bundesliga aktiv, doch auch hier gestaltet sich der Unterbau schwierig. Einen Ligabetrieb auf Nordebene gibt es mangels Mannschaften nicht, allerdings konnte 2024 nach einer Durststrecke von mehr als zwei Jahrzehnten erstmals wieder ein Pokalwettbewerb ausgespielt werden, wobei sich in Hannover drei Teams aus drei Bundesländern gegenüberstanden.

Nachwuchs-Meisterschaften

Mehr Zuspruch haben die Meisterschaften des männlichen Nachwuchses erfahren. Bei den den dortigen  Titelkämpfen gab es mit wechselnden Besetzungen bis zu acht Vereine als Teilnehmer zu vermelden und 2024 nach einer längeren Durststrecke erstmals wieder ein Team aus dem Landeschwimmverband Bremen. Hier ist einer der Bereiche, bei der sich auf der Ebene der Landesgruppe Gestaltungsmöglichkeiten bieten, und nur mit gut gefördertem Nachwuchs lassen sich die Lücken im Erwachsenbereich wieder füllen.

Einiges getan hat sich jüngst beim weiblichen Nachwuchs, wo jetzt vier bis fünf Standorte regelmäßig vertreten sind, was auch in den sportlichen Resultaten seinen Niederschlag gefunden hat: So wurde 2022/23 Hellas Hildesheim erstmals deutscher Pokalsieger der U14-Juniorinnen, 2023/24 folgte hier der Wolfenbütteler SV. Beim bundesweiten U16-Nachwuchs-Cup (einer Art Nachwuchs-Bundesliga) kommen aktuell sogar vier von neun Mannschaften aus der Landesgruppe Nord.

Auswahlturniere

Für 2025 ist erneut die Teilnahme an allen nationalen Auswahl- und Sichtungsturnieren des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) geplant, wobei als organisatorische Neuerung der vergangenen Periode mit Marvin Wawoczny (männlich) und Anja Schlüse (weiblich) jetzt zwei eigene FA-Mitglieder als Koordinatoren und Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Dieser ist einer der wenigen Bereiche, in dem die Landesgruppe ihrerseits Gestaltungsmöglichkeiten hat, und diese sollen auch bestmöglich genutzt werden.

In heimischen Gewässern findet der traditionsreiche Alves-Pokal (für U15 männlich) statt, der unter der Federführung des Landesschwimmverbandes Niedersachsen nach zwischenzeitlicher Pause zum zweiten Mal nach 2023 wieder in Hannover ausgetragen werden konnte. Dieser wurde 1981 erstmals ausgespielt und ist das einzige Auswahl- und Sichtungsturnier im Bereich des NSV.

Schiedsrichterwesen

Während der Spielbeobachterkader dank der ehemaligen Schiedsrichtergrößen breit besetzt ist, kann es bei den amtierenden Unparteiischen schnell zu Engpässen kommen. Dieses gilt insbesondere dann, wenn zeitgleich in den drei Bundesligen großflächig gespielt wird oder andere DSV-Veranstaltungen anstehen, wo unsere Spitzenkräfte ebenfalls oftmals eingebunden sind. Daher gilt umso mehr das Motto „Fördern und Fordern“, allerdings ist dieses nur möglich, wenn in den Landesverbänden Kandidaten gefunden werden. Auch hier können Aktive einen wertvollen Beitrag für die Sportart leisten und sich für bundesweite Veranstaltungen empfehlen.

Ausblick

Die laufende Saison 2024/2025 bietet nicht nur für den Bereich des Norddeutschen Schwimmverbandes wieder erlebnisreiche Veranstaltungen. Besonders erwähnenswert ist, dass 2025 in Nordrhein-Westfalen und Berlin vom 16. bis 27. Juli mit den Weltstudentenspielen (vormals: Universiade) erstmals nach längerer Pause wieder ein Großereignis des Weltsports in Deutschland stattfinden wird. Bei dem Multisportevent zählt Wasserball seit der Premiere 1959 zu den Pflichtsportarten, und auch für die diesjährige Veranstaltung mit einem Männer- und Frauenturnier in Duisburg darf auf NSV-Beteiligung gehofft werden.

Der vorliegende Rück- wie auch Ausblick möge nicht nur den Verantwortlichen einen Blick in das Geschehen ermöglichen, sondern auch Außenstehende ermutigen, sich für die Sportart im Verein und vielleicht überregional mit Gewinn einzubringen. Ich bedanke mich bei allen Mitstreitern, dem Präsidium und natürlich auch den Vereinen wie auch Landesverbänden für die geleistete Arbeit der vergangenen beiden Jahre und würde mich über eine weitere Unterstützung freuen.