Was gibt es Neues?

Das unberechenbare Finale

Dramatischer als die Entscheidung in der Fußball-Bundesliga oder die am Montagabend zu Ende gegangene Finalserie der nordamerikanischen Basketball-Liga NBA ist Kür zur Kür des 96. deutschen Wasserballmeisters bereits jetzt: Titelverteidiger Wasserfreunde Spandau 04 und Pokalgewinner Waspo Hannover-Linden geht nach dem epischen Finalwochenende von Berlin am heutigen Mittwochabend in die vierte Partie. Gespielt wird von 19:30 Uhr diesmal auf der Waspo98-Vereinsanlage im Volksbad Limmer, wobei die Gäste in der „best of five“-Serie mit 2:1 in Front liegen und nur noch einen Sieg brauchen.

Die Berliner mögen am Sonntag das Momentum der Serie weggegeben haben, doch mathematisch sind sie weiter im Vorteil: Der Titelverteidiger und 35-fache deutsche Meister seit 1979 liegt trotz der Niederlage von Sonntag weiter vor und habt am heutigen Mittwoch ihren zweiten von gleich drei „Matchbällen“ für den Titel. Wenn nicht heute gewonnen wird, dann kann immer noch vor heimischer Kulisse nachgelegt werden. Dass Vorteile oder gar Führungen eine trügerische Sache sein können, mussten die Spandauer allerdings am Sonntag in jener denkwürdigen dritten Partie erfahren, als ihnen der scheinbar sichere dritte Titel doch noch entglitt.

Ob am Ende aber Psychologie oder harte Fakten eine Rolle spielen, steht auf einem anderen Stern: „Um Meister werden zu können, muss man einmal in der Kiste liegen“, weiß Hannovers Trainer Karsten Seehafer aus eigener Erfahrung zu berichten, der bei seinem Titelgewinn von 1993 mit Waspo Hannover-Linden als Spieler bereits im Viertelfinale der damaligen Play-offs so gut wie ausgeschieden war. Die Macher machen keinen Hehl daraus, dass dieser Schwung genutzt werden soll. Allerdings muss Seehafer nach Rollensperren aus der Sonntagspartie mit dem Spanier Pere Estrany und dem Niederländer Jorn Winkelhorst zwei Akteure seines etatmäßigen Aufgebots ersetzen.

Spandau reist dagegen wohl in Bestbesetzung nach Hannover, allerdings wird auch einiges davon abhängen, ob die Gäste nach skurrilen Ende der dritten Finalpartie einfach wieder zur Tagesordnung übergehen und eine Partie auf hohem Niveau hinlegen können. Prognosen sind allerdings das schwierigste der diesjährigen Finalserie: Beide Teams haben mittlerweile drei der sechs Saisonvergleiche zu ihren Gunsten entschieden, und keines der Spiele war wie das vorherige. „In Hannover haben aber immer wir gewonnen“, hofft Vereinspräsident Hagen Stamm dennoch auf die Statistik, nachdem das Rundenduell und die Auftaktpartie siegreich beendet werden konnten.

Es gibt aber noch weitere unberechenbare Faktoren. Die nächste wichtige Frage des Abends heißt salopp: Wer kann Freibad? Da das Stadionbad in die Sommer- und Renovierungspause gegangen ist, findet die vierte Partie der Finalserie auf der Vereinsanlage der Niedersachsen im traditionsreichen Freiwasser des Volksbades Limmer statt. Dort ist 1993 der Waspo98-Vorgänger Waspo Hannover-Linden vor über 2.000 Zuschauern deutscher Meister geworden, aber auch Spandau hat dort ein Jahr zuvor einmal den Titel eingefahren. Hagen Stamm hat sogar ausgesprochen gute Erinnerungen an das Bad – er bestritt dort 1992 sein letztes Finale als Spieler und trat nach 14 Titeln in Serie als Meister ab.

Einen Gewinner gibt es allerdings bereits an anderer Stelle: die Sportart. Medial brachte die bisherige Finalserie ein regelrechtes Rauschen im Blätterwald: Die beiden hannoverschen Tageszeitungen haben seit dem vergangenen Donnerstag jeweils fünf dicke Berichte von gut einer halben Seite oder auch mehr produziert und heute unter dem Titel „Ziemlich beste Feinde“ das als angespannt geltende Verhältnis der beiden „Macher“ Hagen Stamm und Bernd Seidensticker aufs Korn genommen. Die noch stärker untereinander konkurrierenden Berliner Medien sind auch regelmäßig mit großen Beiträgen am Ball geblieben – dieses unter anderem mit dem Hinweis, dass Spandau einmal mehr für den Berliner Sport die Kastanien aus dem Feuer holen muss.

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Deutsche Wasserball-Liga 2016/2017

Finale („best of five“)

Sonnabend, den 3. Juni 2017 (Spiel 1)
16:00 Waspo 98 Hannover – Wasserfreunde Spandau 04 5:11 (0:2, 2:2, 2:5, 1:2) – Stand der Serie 0:1

Sonnabend, den 10. Juni 2017 (Spiel 2)
16:00 Wasserfreunde Spandau 04 – Waspo 98 Hannover 12:11 (3:4, 2:1, 2:1, 1:2/4:3) – Stand der Serie 2:0

Sonntag, den 11. Juni 2017 (Spiel 3)
14:00 Wasserfreunde Spandau 04 – Waspo 98 Hannover 12:14 (3:1, 4:4, 3:4, 2:5) – Stand der Serie 2:1

Mittwoch, den 14. Juni 2017 (Spiel 4)
19:30 Waspo 98 Hannover – Wasserfreunde Spandau 04 (Volksbad Limmer – Tiz/R. Müller)

Sonnabend, den 17. Juni 2017 (Spiel 5 – bei Bedarf)
16:00 Wasserfreunde Spandau 04 – Waspo 98 Hannover (Schöneberger Schwimmsporthalle – Homolka/Arntzen)