Was gibt es Neues?

Gastspiel in der Weinstadt

In vino veritas – so könnte man den Abschluss der Hinspiele in der Vorrunde der Champions League für die Wasserfreunde Spandau 04 in der Sechser-Gruppe A bei ZF Eger beschreiben. In der nordungarischen Weinstadt gastieren die Berliner am morgigen Mittwoch von 19 Uhr an beim angehenden Endrundenausrichter. Eger, deutsch Erlau, ist Namensgeber für den Rotwein Erlauer Stierblut (Egri Bikavér), der in der 56.000-Einwohner-Stadt in unzähligen Weinstuben und unterirdischen Kellerschänken serviert wird.

In Eger trifft der Gruppenfünfte aus Berlin (derzeit 3 Punkte nach frei Unentschieden) im Aldar-Bistkey-Schwimmbad, benannt nach einem Rückenschwimmer, der 1927 und 1931 zweimal EM-Silber gewann, auf den Vierten der Tabelle (5 Punkte). Die ersten drei dieses Sextetts, derzeit CN Barceloneta, Primorje Rijeka (je 7) und Olympiakos Piräus (6), ziehen nach den insgesamt zehn Spieltagen ins „Final Six“ Anfang Juni in Budapest. Die Ungarn aus Eger müssen sich dennoch keine großen Sorgen machen, denn sie sind offiziell Gastgeber dieses Turniers und damit unabhängig vom Ausgang der Hauptrunde bereits automatisch qualifiziert.

Allerdings mindert diese Regelung auch die Chancen der Konkurrenz, denn neben Eger kommen eben nur zwei weitere Teams in die Endrunde. Für Spandau ist aufgrund dieser Aussicht jedes Duell ein Schlüsselspiel, und das Berliner Team hat sich zum Ziel gesetzt, erstmals in das „Final Six“ einzuziehen. Die Rollen in der Partie sind klar verteilt, „aber unschlagbar sind die Magyaren nicht“, sagt 04-Manager Peter Röhle trotzig.

Im Gastgeber-Team stehen mit Norbert Hosnyanszki, Balasz Erdelyi und Balasz Harai drei Akteure aus Ungarns Nationalteam, das bei der gerade beendeten EM in Belgrad Bronze gewonnen hat (13:10 gegen Griechenland). Sie treffen auf die fünf Spandauer Spieler, die für Deutschland an der EM teilgenommen haben. Zusätzlich agieren mit Keeper Branislaw Mitrovic und der doppelte EM-Finaltorschütze Milos Cuk (nicht verwandt mit Spandaus Mateo Cuk) dazu auch noch zwei Ausnahmewasserballer auf der Seite Egers, die mit Serbien gerade den EM Titel feiern durften.

Hoffnung macht aber, dass Eger (ZF steht für den Hauptsponsor „Zahnradfabrik Friedrichshafen“) in den vier bisherigen Spielen alles andere als überzeugen konnte. Zuhause wurden ein 6:5 gegen Barceloneta und 8:8 gegen Piräus erzielt, auswärts ein 7:8 gegen Rijeka und das 11:11 gegen das Schlusslicht Jadran Herceg Novi. Überkreuz-Vergleiche sind zwar häufig trügerisch, aber Spandaus Resultate zeigen deutlich, dass die Berliner international mithalten konnten: Daheim ist das Team mit zwei Remis gegen Rijeka und Piräus noch ungeschlagen, und auch beim Auswärts-7:9 in Barcelona und dem 9:9 in Herceg Novi war das Team nicht weit vom ersten Sieg in der Königsklasse entfernt.

„Man darf gespannt sein, wer nach den langen Vereinsspielpausen und der EM schneller den eigenen Rhythmus findet“, blickt Röhle voraus. „Fakt ist: Ohne Leidenschaft, Aggressivität und Mut geht gar nichts.“ Auch eine Top-Torhüterleistung von Laszlo Baksa, dem ungarischen Keeper auf 04-Seite, wäre sehr hilfreich. „Man muss nicht unbedingt Favorit sein, um Großes zu vollbringen. Das haben uns die deutschen Handballer vorgemacht. An ihrem Erfolg wollen wir uns gern ein Beispiel nehmen“, erklärt Röhle.